Das Wichtigste über Benzodiazepine

 Zusammenfassung:

Es gibt verschiedene Substanzen aus der Gruppe der Benzodiazepine, die zusammen besprochen werden können, weil der Wirkmechanismus stets gleich ist und die Wirksamkeit und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sehr ähnlich.

Wichtige Substanzen aus dieser Gruppe sind Clobazam, Clonazepam, Diazepam und Lorazepam.

Benzodiazepine sind sehr gut gegen Epilepsie wirksame Medikamente, die aber nur über einen kurzen Zeitraum von ca. 3 Monaten gegeben werden sollen, da es sonst zu Gewöhnungseffekten kommt.

Benzodiazepine sind Notfallmedikamente der ersten Wahl bei Epilepsie Notfällen, z.B. im Status epilepticus und bei Anfallsserien können sie in die Vene gespritzt werden oder als Rektiole gegeben werden und sind schnell wirksam.

Benzodiazepine können in höheren Dosierungen Nebenwirkungen verursachen, vor allem Müdigkeit, Konzentrations- und Denkstörungen, nach längerer Anwendung auch Wesensveränderungen.

Benzodiazepine dürfen nur für eine begrenzte Zeit gegeben werden, da sie abhängig machen können. Daher dürfen sie auch an Patienten, bei denen eine Sucht vorliegt oder vorgelegen hat nicht gegeben werden.

In der Schwangerschaft sollten Benzodiazepine nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung gegeben werden.

Ein besonderer Aspekt ist, dass es ein Benzodiazepin gibt (Tavor expidet ®), das nicht geschluckt werden muss, sondern unter die Zunge gelegt und von dort aufgenommen wird, so dass Patienten es bei Bedarf sehr einfach einnehmen können.

Unter welchem Namen sind Benzodiazepine im Handel erhältlich?

Es gibt mehrere Benzodiazepine, die unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich sind. Dies sind vor allem Diazepam (Valium®), Clonazepam (Rivotril®), Lorazepam (Tavor®), Midazolam (Dormicum®) und Clobazam (Frisium®).

Wie wirken Benzodiazepine?

Benzodiazepine sind Medikamente, die Nervenzellen an der Ausbildung von Erregungen hindern. Verschiedene Salze bzw. ihre Anteile (Ionen) sind an der Erregungsausbreitung bzw. -hemmung im Gehirn beteiligt. Hierbei wirken Natrium und Kalium, Kalzium und Chlorid bei der Erregungsausbreitung mit. Zusätzlich ist ein Überträgerstoff, die Gamma-Amino-Buttersäure (GABA,) beteiligt. Dieser Stoff wird in einen Spalt zwischen den Nervenzellen ausgeschüttet und führt an der benachbarten Zelle dazu, dass mehr Chlorid in die Zelle einströmt und sie damit weniger erregbar wird. Benzodiazepine verstärken den Einstrom von Chlorid in die Nervenzellen.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Benzodiazepinen behandeln?

Benzodiazepine sind bei der Behandlung aller Anfallsformen, also bei generalisierten (z.B. Grand mal) Epilepsien, und bei herdförmigen Epilepsien sehr wirksam. Einfach-fokale, komplex-fokale und sekundär generalisierte Anfälle (Grand mal) sind gleichermaßen durch Benzodiazepine sehr gut behandelbar.

Hierbei werden sie besonders in der Notfallsituation des Status epilepticus oder einer Anfallsserie eingesetzt, weil sie schnell wirken, als Injektion oder Infusion in die Vene oder in Ausnahmefällen in den Muskel gegeben werden können und zudem eine sehr hohe Wirkstärke besitzen.

Für wen sind Benzodiazepine zugelassen?

Benzodiazepine sind für Patienten mit generalisierten (z.B. Grand mal), fokalen und sekundär generalisierten Anfällen im Status epilepticus zugelassen. Je nach Medikament gibt es unterschiedliche Zulassungen. So sind Valium®, Tavor® und Dormicum® nur als Infusion oder Injektion im Notfall zugelassen, während Frisium® auch in Tabletten für eine Zusatzbehandlung vorliegt und Rivotril® sogar in Tropfenform und für Kinder zugelassen ist.

Wer darf nicht mit Benzodiazepine behandelt werden?

Benzodiazepine dürfen nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine oder einen der Hilfsstoffe bekannt ist.

Bei Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit dürfen Benzodiazepine ebenfalls nicht gegeben werden. Eingeschränkt ist die Anwendbarkeit von Benzodiazepinen bei Myasthenia gravis, spinalen und zerebellaren Ataxien, akuter Vergiftung mit Alkohol, Schlaf- oder Schmerzmitteln sowie Neuroleptika, Antidepressiva und Lithium, schweren Leberschäden, Schlaf-Apnoe-Syndromen und schwerer Atemschwäche, die Atemfunktion ist zu überwachen.

Wie gut wirken Benzodiazepine?

Benzodiazepine sind nach wie vor eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Medikamente in der Behandlung der Notfälle in der Epilepsie (Status epilepticus, Anfallserie).

Benzodiazepine sind gegen alle Anfallsformen gut wirksam, und es liegen langjährige Erfahrungen mit diesem Wirkstoff vor.

Zur kurzzeitigen Therapie in Tabletten- oder Tropfenform können Benzodiazepine eine schutzlose Phase, z.B. bei der Umstellung von einem Medikament auf ein anderes, überbrücken. Auch dann, wenn eine hohe Anfallsgefährdung anzunehmen ist, z.B. bei Flugreisen mit Zeitverschiebung oder bei Patientinnen, die streng an die Menstruation gebundenen Anfälle haben, können Benzodiazepine diese Zeit überbrücken bzw. zusätzlich gegeben werden.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Benzodiazepine?

Benzodiazepine sind Medikamente, die sehr gut verträglich sind aber, besonders in sehr hoher Dosierung, relativ ausgeprägte Nebenwirkungen verursachen können

Insbesondere eine starke Dämpfung mit ausgeprägter Müdigkeit, Benommenheit, verringerter Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Schwindel, und Störungen der Bewegungskoordination sind typisch.

Bei rascher Infusion in eine Vene kann es zu einer Atemdepression (Atmungsstörungen) kommen, das heißt, dass der Antrieb zu atmen verringert wird. Eine Gewöhnung an das Medikament kann bei längerer Anwendung auftreten (ab 3 Monate Einnahme), ebenso eine Wesensänderung, Muskelschwäche, Schleimproduktion der Speichel- und Atemwegsdrüsen.. Mundtrockenheit, Verstopfung, Übelkeit und Hautreaktionen sind beschrieben worden. Depressionen können verstärkt werden.

Während Benzodiazepine in der Regel eher dämpfend wirken, können sie insbesondere bei älteren Patienten einen gegenteiligen (paradoxen) Effekt haben, der zu gesteigerter Aktivität und Unruhe führt.

Wie werden Benzodiazepine bei der Erstbehandlung aufdosiert und welche Dosierungen sind sinnvoll?

Benzodiazepine können schnell aufdosiert werden. Übliche Dosierungen sind für die Medikamente, die in der Therapie als Tabletten oder Tropfen vorliegen: Clobazam (Frisium®) 5-30 mg/Tag, Clonazepam (Rivotril®) 1-8 mg/Tag.

Für Kinder gelten andere Werte, je nach Alter und Gewicht. Richtwerte sind: Clonazepam: Säuglinge: 0,5-1 mg/Tag, Kleinkinder: 1,5-3 mg/Tag, Schulkinder: 3-6 mg/Tag; Clobazam: 0,3-1 mg/kg/Tag.

Zunächst wird üblicherweise auf etwa die halbe maximale Dosis eingestellt; wenn diese nicht wirksam ist, wird sie erhöht.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Medikamenten gegen Epilepsie)?

Benzodiazepine verstärken die Wirkung von Medikamenten, die dämpfend im Gehirn wirken, wie Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Morphium und Alkohol. Durch Cimetidin und Erythromycin kann die Wirkung von Benzodiazepinen verstärkt werden.

Bei der Behandlung von Patienten mit Valproinsäure oder Phenytoin kann es bei gleichzeitiger Anwendung von Benzodiazepinen zu einer Wirkverstärkung der beiden genannten Medikamente kommen.

Ist es sinnvoll die Blutspiegel zu kontrollieren?

Die Kontrolle von Blutspiegeln ist nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch Anfälle und auch durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Benzodiazepine sind Medikamente, die in der Schwangerschaft nicht unproblematisch sind.
Einzelne Medikamente sind in der Schwangerschaft nicht zugelassen (z.B. Frisium®), während Rivotril® nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung gegeben werden kann. Da Benzodiazepine als einziges Medikament in der Schwangerschaft kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu haben scheinen, kann der kurzzeitige Austausch von einem Medikament mit bekannt hohem Fehlbildungsrisiko (z.B. Valproinsäure) auf ein Benzodiazepin in Ausnahmefällen sinnvoll sein.

Umstritten ist, ob eine zusätzliche Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen Nutzen hat. Da dies aber möglich ist, und theoretisch Fehlbildungen des Kindes verhindert werden können, empfehlen wir unseren Patienten diese Einnahme.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Benzodiazepine können das Reaktionsvermögen erheblich herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies im Hinblick auf die Anfälle überhaupt erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet Patienten die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel



Das Wichtigste über Carbamazepin

Zusammenfassung:

Carbamazepin ist eines der weltweit am häufigsten verwendeten Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel der ersten Wahl bei allen Epilepsien fokalen Ursprungs, das heißt Herdepilepsien.

Es führt bei Neueinstellungen bei richtigem Einsatz in ca. 40-60% zu dauerhafter Anfallsfreiheit.

Sekundär generalisierte tonisch-klonische (Grand mal) Anfälle lassen sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 50-60% auf Anfallsfreiheit im Mittel besser behandeln als komplex-partielle Anfälle (35-50% Anfallsfreiheit). Die Wirksamkeit bei primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen (primären Grand-mal-Anfällen) ist geringer.

Absencen und Myoklonien können sogar verstärkt werden, hier sollte Carbamazepin nicht gegeben werden.

Carbamazepin ist allgemein gut verträglich. Im hohen Dosisbereich können Überdosierungserscheinungen auftreten, gelegentlich entwickeln Patienten allergische Reaktionen.

Carbamazepin kann die Wirksamkeit anderer Medikamente abschwächen. Insbesondere muss bedacht werden, dass die Wirkung der Antibabypille durch Carbamazepin abgeschwächt oder aufgehoben werden kann, so dass andere Verhütungsmethoden zusätzlich oder stattdessen Anwendung finden müssen. Auch die Wirkung anderer Medikamente kann abgeschwächt sein, diese sind im Text unten aufgelistet.

Carbamazepin gibt es in einer Retardform, das heißt, dass das Medikament verzögert in den Darm abgegeben und in das Blut aufgenommen wird und die Spiegel daher gleichmäßiger sind. Dies verringert Nebenwirkungen und ist daher zu empfehlen.

In der Schwangerschaft kann Carbamazepin zu einer erhöhten Rate an Fehlbildungen führen, so dass vor einer Schwangerschaft eine Beratung unbedingt stattfinden muss, bei der über eine mögliche medikamentöse Umstellung oder Dosisänderung gesprochen wird.

Unter welchem Namen ist Carbamazepin im Handel erhältlich?

Carbamazepin ist als Tegretal®, Timonil® und unter verschiedenen anderen Namen von Nachahmerfirmen in Deutschland erhältlich. Es liegt auch in retardierter Form vor; diese wird häufig aufgrund einer besseren Verträglichkeit vorgezogen.

Wie wirkt Carbamazepin?

Carbamazepin ist ein Medikament, das hauptsächlich die Erregungsleitung in Nervenzellen hemmt. Es wirkt über die Blockade spannungsabhängiger Natrium- und Kaliumkanäle der Zellmembran. Es handelt sich dabei um winzige Eiweißkanäle, die in der Zellmembranen von Nervenzellen Poren bilden und damit deren Innen- mit der Außenseite verbinden. Der Strom von Natrium- und Kaliumsalzen von außen in die Nervenzelle hinein ist ein Vorgang, der für die Weiterleitung von elektrischen Impulsen wichtig ist. Die Blockade dieser Kanäle verhindert daher die Ausbreitung von rasch aufeinanderfolgenden Erregungen und hindert dadurch epileptische Aktivität an der Entstehung bzw. Ausbreitung.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Carbamazepin behandeln?

Carbamazepin ist das klassische Medikament in der Behandlung fokaler Anfallsformen, also bei herdförmigen Epilepsien. Einfach-fokale, komplex-fokale und sekundär generalisierte Anfälle (Grand mal) sind gleichermaßen durch Carbamazepin wirksam behandelbar.

Für wen ist Carbamazepin zugelassen?

Carbamazepin ist zugelassen für Patienten mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen sowie bei gemischten Epilepsien. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht, jedoch sollten Kinder unter 6 Jahren keine 400 mg- und 600 mg Retardtabletten erhalten.

Wer darf nicht mit Carbamazepin behandelt werden?

Carbamazepin kann Anfälle bei Patienten mit idiopathisch-generalisierter Epilepsie verschlechtern. Hierunter fallen verschiedene Syndrome, die hauptsächlich durch primär generalisierte große Anfälle, Myoklonien und Absencen gekennzeichnet sind. Auch die juvenile (jugendliche) myoklonische Epilepsie fällt hierunter.

Diese Patienten sollten nicht auf Carbamazepin eingestellt werden. Hier ist eine genaue Unterscheidung von z.B. Absencen und kompelx-fokalen Anfällen erforderlich, da diese ähnlich ablaufen können, und nur bei den komplex-fokalen Anfällen Carbamazepin gegeben werden darf, während es bei Absencen die Anfallsituation verschlechtern kann.

Ebenso darf Carbamazepin nicht gegeben werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen trizyklische Antidepressiva, Knochenmarksschädigung, AV-Block des Herzens (Reizleitungsblock) und einer akuten intermittierenden Porphyrie, einer seltenen Leberstoffwechselerkrankung.

Wie gut wirkt Carbamazepin?

Carbamazepin ist eines der Standardmedikamente in der Behandlung fokaler Epilepsien (Herdepilepsien). In ausreichender Dosierung werden 40-60% der Patienten in einer ersten Monotherapie (Behandlung mit einem Medikament) anfallsfrei, bei sekundär generalisierten großen Anfällen sind es ca. 50-60%.

Carbamazepin hat insgesamt weniger Langzeitnebenwirkungen als Phenytoin, die beide das gleiche Einsatzgebiet haben, und wird von daher bei gleichem Wirkmechanismus und etwa gleicher Wirksamkeit in Deutschland bevorzugt. Eine Besonderheit ist die epileptische Notfallsituation, das heißt z.B. ein Status epilepticus oder eine Anfallsserie. Da Carbamazepin nicht i.v. gegeben werden kann, ist es im Status epilepticus (im Gegensatz zu Valproinsäure, Phenytoin, Benzodiazepinen und Barbituraten) nicht anwendbar.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Carbamazepin?

Carbamazepin ist allgemein und besonders in niedriger Dosis recht gut verträglich. Das relativ häufige allergische Exanthem (Hautausschlag) lässt sich durch langsames Eindosieren des Medikaments in seiner Häufigkeit vermindern. Eine Zahl der weißen Blutkörperchen unter 2500 Zellen/mm³ ist relativ häufig zu beobachten. Dies hört sich zunächst bedrohlicher an als es ist. In der Regel ist es keine Gefährdung für den Patienten, so lange keine Immunerkrankung vorliegt. Carbamazepin sollte daher erst bei einem Abfall der weißen Blutkörperchen unter 2000/mm³ abgesetzt werden. Eine Erniedrigung des Blutsalzes Natrium ist erst ab Werten <125 mmol/l bedeutsam. Häufig finden sich allergische Hautausschläge, Müdigkeit, Schläfrigkeit (hohe Dosis), Mangel an weißen Blutkörperchen oder Blutplättchen, Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression, Natriummangel im Blut, Sehstörungen, Zittrigkeit, Schwindel und Akne. Seltener treten Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Haarausfall und ein Mangel an Immunglobulinen, das heißt Infektionen verhindernder Eiweiße im Blut, auf. Selten sind schwere allergische Hautreaktionen bis hin zur Hautablösung, Autoimmunerkrankungen (Erkrankungen, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift, z.B. mit rheuma-ähnlichen Beschwerden), Herzrhythmusstörungen und Lymphknotenschwellungen.

Beim Auftreten von Symptomen einer Leberentzündung wie Schlappheit, Appetit-losigkeit, Übelkeit, Gelbfärbung der Haut, Vergrößerung der Leber muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Beim Auftreten von Leukozytopenien (Mangel an weißen Blutkörperchen, zumeist Neutropenien), Thrombozytopenien (Mangel an Blutplättchen) und in Verbindung mit allergischen Exanthemen (Ausschlägen) und Fieber muss Carbamazepin abgesetzt werden, daher müssen Sie auch in diesem Fall unbedingt den Arzt aufsuchen.

Bei langfristiger Behandlung mit Carbamazepin kann die Mineralsubstanz des Knochens abgebaut werden, der Knochen wird weicher und es kann z.B. bei Stürzen schneller zu Knochenbrüchen kommen. Dies ist ein in letzter Zeit erkanntes Problem.

Wie wird Carbamazepin bei der Erstbehandlung aufdosiert?

Carbamazepin ist eins der Medikament, für die das Prinzip "low and slow", also niedrig und langsam zu dosieren, weiterhin gilt. Eine zu rasche Aufdosierung führt zu Nebenwirkungen. Daher wird folgendes Schema empfohlen:

Erwachsene erhalten zu Beginn 2x 200 mg Carbamazepin retard pro Tag, eine Erhöhung um 200 mg findet jeden 2. bis 3. Tag statt.Kinder beginnen mit 5 mg pro kg am Tag, mit einer Erhöhung um ca. 5 mg/kg alle 3-5 Tage.

Es gibt retardiertes Carbamazepin, was bedeutet, dass es im Magen-Darm-Trakt nicht sofort aufgelöst und ins Blut aufgenommen wird, sondern langsam abgegeben wird.

Retardpräparate sollten wegen der Möglichkeit einer zweimaligen täglichen Gabe und der geringer ausgeprägten Anschwemmung im Blut nach der Einnahme mit nachfolgenden Spitzenspiegeln bevorzugt werden.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Medikamenten gegen Epilepsie, wird auch bei Carbamazepin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert. Insgesamt können Tagesdosen zwischen 400 und 1600 mg bei Erwachsenen gegeben werden. Bei Kindern 10-20 mg/kg Körpergewicht.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Anti-Epilepsie-Medikamente bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn dies passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau reduziert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Medikament stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Medikamenten gegen Epilepsie)?

Carbamazepin ist ein hepatischer Enzyminduktor. Dies bedeutet, dass durch Carbamazepin der Abbau verschiedener anderer Medikamente in der Leber beschleunigt wird. Dort werden Körpereiweiße, die am Abbau verschiedender Substanzen (unter anderem Medikamente) beteiligt sind, angeregt und dadurch die Verweildauer der Substanzen im Körper gesenkt. Daher wird die Serumkonzentrationen anderer Anti-Epilepsie-Medikamente wie Lamotrigin, Phenobarbital, Phenytoin, Tiagabin und Valproat gesenkt. Auch andere wichtige Medikamente wie z. B. orale Antikoagulantien (Gerinnungshemmer wie Marcumar), Steroid-Hormone, Isoniazid, Verapamil, Diltiazem, Haloperidol und Theophyllin können verstärkt abgebaut und deren Konzentration im Blut herabgesetzt werden. Dies führt u.U. dazu, dass bei den beiden genannten Medikamenten kein wirksamer Mediakmentenspiegel mehr besteht.

Durch Erythromycin und Cimetidin wird der Carbamazepinserumspiegel seinerseits erhöht. Besonderes wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Carbamazepin die Wirkung der Antibabypille aufheben kann und eine sichere Verhütung nicht mehr gewährleistet ist, so dass nur noch gewisse Antibabypillen wirksam sind und andere Verhütungsmethoden stattdessen oder zusätzlich ergriffen werden müssen. Siehe hierzu das Ratgeberkapitel Epilepsie und Sexualität.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Das kann tatsächlich manchmal sinnvoll sein. In der Aufdosierungsphase kann überprüft werden, welche Blutspiegel mit einer bestimmten Dosis erreicht werden. Treten Nebenwirkungen ein, kann man abschätzen, bis zu welcher Dosis bzw. bis zu welchem Spiegel das Medikament ohne Probleme vertragen wurde. Dies ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, ein Medikament als unwirksam zu betrachten und ggf. auf ein anderes umzustellen. Weiterhin machen Spiegelkontrollen dann Sinn, wenn der Arzt überprüfen will, ob der Patient das Medikament auch regelmäßig nimmt, denn es gibt einige Patienten, die hier "schludern" und bei denen ein Medikament durchaus wirksam wäre, wenn es regelmäßig genommen würde. Hier darf dann nicht das Medikament angeschuldigt werden, nicht wirksam zu sein.

Auch zur Überprüfung der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten ist eine Spiegelbestimmung sinnvoll.

Die üblichen Spiegel, die mit Carbamazepin erreicht werden, liegen zwischen 4 und 12 mg/l.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch Anfälle und auch durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Carbamazepin ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft nicht generell empfohlen wird, aber auch nicht generell verboten ist.

In der Tendenz führt es etwas häufiger zu Missbildungen des Kindes als es bei Müttern ohne Medikament zu erwarten ist. Es sollte versucht werden, die Dosis so gering wie möglich zu halten, ohne dass Anfälle auftreten. Zudem sollten unbedingt Retardpräparate genommen werden, die durch verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs zu gleichmäßigeren Spiegeln im Blut führen. Auch die Verteilung auf 3 statt 2 Einnahmen am Tag ist sinnvoll, wenn kein Retardpräparat eingenommen wird. Umstritten ist, ob einen Nutzen hat. Da Folsäure theoretisch Fehlbildungen des Kindes verhindern kann, empfehlen wir unseren Patientinnen eine zusätzliche Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) schon bei Kinderwunsch.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig; insbesondere Kombinationen mit Valproinsäure sind hier zu nennen.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Carbamazepin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies im Hinblick auf die Anfälle überhaupt erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet Patienten die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Ethosuximid

Zusammenfassung:

Ethosuximid ist ein Mittel, das bei "kleinen Anfällen" wie Absencen, myoklonisch-astatischen und juvenilen myoklonischen Anfällen gegeben werden kann. Am besten wirkt es bei Absencen.

Heutzutage ist es als Zusatzmittel zu betrachten, das zum Einsatz kommt, wenn eine Behandlung mit einem Standardmedikament nicht mehr ausreicht.

Ethosuximid ist ein Medikament, das ein- bis dreimal pro Tag eingenommen wird.

Ethosuximid ist allgemein mäßig verträglich. Häufigere Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Schluckauf.

Ethosuximid kann mit anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist, insbesondere mit Valproinsäure und Lamotrigin.

Ethosuximid wird durch andere Medikamente in der Wirksamkeit kaum beeinflusst, Valproinsäure kann die Blutspiegel von Ethosuximid erhöhen, Carbamazepin kann sie reduzieren. Ethosuximid selber erhöht Phenytoin.

Ethosuximid verträgt sich mit anderen Medikamenten gut; die Anwendung von anderen Medikamenten, die auf das Gehirn wirken sowie Alkohol sollte aber vermieden werden.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Ethosuximid nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht notwendig erscheint.

Zur Frage der Gabe in der Schwangerschaft liegen nicht genügend Daten vor, um eine genaue Aussage treffen zu können. Allgemein wird geraten, nur die niedrigstmögliche Dosis zu geben und auf eine Begleitmedikation soweit möglich zu verzichten.

Unter welchem Namen ist Ethosuximid im Handel erhältlich?

Ethosuximid ist als Petnidan®, Pyknolepsinum®, Suxilep® und Suxinutin® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Ethosuximid?

Ethosuximid ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.

Es gibt zwischen Nervenzellen verschiedene chemische Substanzen, die die Erregung von einer Zelle auf die andere übertragen. Hierbei gibt es Substanzen, die eine Erregung der nachfolgenden Zelle verstärken (z.B. Glutamat) und solche, die in nachfolgenden Zellen die Erregung hemmen (z.B. GABA). Ethosuximid verstärkt die Wirkung von GABA, indem es den Einstrom von erregenden Kalziumionen in die Zelle während der Anfälle verhindert.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Ethosuximid behandeln?

Ethosuximid ist ein Medikament, das in der Behandlung von "kleinen Anfällen" eingesetzt wird. Es kann als einziges Medikament gegeben werden (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten. Insbesondere Absencen sowie myoklonisch-astatische Anfälle und jugendliche myoklonische Anfälle lassen sich mit Ethosuximid behandeln. Am besten wirkt es bei Absencen.

Für wen ist Ethosuximid zugelassen?

Ethosuximid ist für Patienten mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen als einziges Medikament (Monotherapie) oder als Zusatzmedikament bei Absencen sowie myoklonisch-astatischen Anfällen und jugendlichen myoklonischen Anfällen zugelassen. Ethosuximid kann mit anderen Medikamenten gegen Epilepsie kombiniert werden, insbesondere mit Valproinsäure und Lamotrigin. Heutzutage wird es fast ausschliesslich als Zusatzmedikament bei anderweitig nicht ausreichend behandelbaren Absencen gegeben.

Wer darf nicht mit Ethosuximid behandelt werden?

Ethosuximid darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Ethosuximid oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden.

Wie gut wirkt Ethosuximid?

Ethosuximid ist derzeit als Medikament zu sehen, das bei Unwirksamkeit der Standardmedikamente Lamotrigin und Valproinsäure bei Absencen-Epilepsien eingesetzt wird. Hier wirkt es gut; bei den anderen Einsatzbereichen ist es anderen, moderneren Mitteln unterlegen.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Ethosuximid?

Ethosuximid ist mäßig verträglich, etwa 1/6 der Patienten berichtet über Nebenwirkungen.

Am häufigsten sind dies Übelkeit, Erbrechen, Schluckauf und Bauchschmerzen. Seltener sind Abgeschlagenheit, Zurückgezogenheit, z.T. heftige Kopfschmerzen, Schlaf- und Appetitstörungen, Gewichtsverlust, Durchfall, Verstopfung Zittrigkeit, Ängstlichkeit und andere psychiatrische Störungen. In hohen Dosisbereichen wurden auch allergische Reaktionen (Haut- und Blutbildveränderungen) beobachtet.

Wie wird Ethosuximid aufdosiert?

Üblicherweise beginnt man bei Erwachsenen und Kindern mit 5-10 mg pro Kilogramm Gewicht pro Tag und steigert alle 4-7 Tage um 5 mg/kg.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Ethosuximid zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden folgende Dosisbereiche:

Als übliche Erhaltungsdosis gelten bei Erwachsenen 15 mg/kg, bei Kindern 20 mg/kg.

Als Maximaldosis sollten nicht mehr als 30 mg/kg bei Erwachsenen, nicht mehr als 40 mg/kg bei Kindern gegeben werden.

Die bedeutet bei einem normalgewichtigen Erwachsenen z.B. 1000-2000 mg/Tag insgesamt. Diese Gesamtdosis wird auf 2 Einzelgaben verteilt.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Ethosuximid verhält sich weitgehend neutral in Kombination mit anderen Medikamenten. Phenytoin kann im Blut ansteigen, wenn Ethosuximid gegeben wird. Carbamazepin verringert den Spiegel von Ethosuximid im Blut, Valproinsäure erhöht ihn.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Das kann tatsächlich manchmal sinnvoll sein. In der Aufdosierungsphase kann überprüft werden, welche Blutspiegel mit einer bestimmten Dosis erreicht werden. Treten Nebenwirkungen ein, kann man abschätzen, bis zu welcher Dosis bzw. bis zu welchem Spiegel das Medikament ohne Probleme vertragen wurde. Dies ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, ein Medikament als unwirksam zu betrachten und ggf. auf ein anderes umzustellen. Weiterhin machen Spiegelkontrollen dann Sinn, wenn der Arzt überprüfen will, ob der Patient das Medikament auch regelmäßig nimmt, denn es gibt einige Patienten, die hier unachtsam sind und bei denen ein Medikament durchaus wirksam wäre, wenn es regelmäßig genommen würde. Hier darf dann nicht das Medikament angeschuldigt werden, nicht wirksam zu sein.

Auch zur Überprüfung der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten ist eine Spiegelbestimmung sinnvoll.

Die üblichen Spiegel, die mit Ethosuximid erreicht werden, liegen zwischen 40 und 100 mg/l.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Ethosuximid ist ein Medikament, über das man in der Schwangerschaft derzeit keine sicheren Aussagen machen kann.

Ein spezifisches Fehlbildungsrisiko für Ethosuximid ist nicht bekannt. Allerdings gilt die Empfehlung, dieses Medikament in der Schwangerschaft und hier insbesondere zwischen der 20. und 40. Woche nur in geringst möglicher Dosis zu geben.

Im letzten Schwangerschaftsmonat sollte Vitamin K gegeben werden, um ein mögliches Blutungsrisiko zu verringern.

Patientinnen, die unter einer Behandlung mit Ethosuximid schwanger werden, sollten diese sofort ihrem behandelnden Arzt melden.

Vor Eintreten einer Schwangerschaft sollte ein Beratungsgespräch stattfinden, um zu klären, ob der Nutzen das Risiko übersteigt und Ethosuximid weiterhin gegeben werden soll. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament ist nur möglich, wenn rechtzeitig vor einer Schwangerschaft mit der Umstellung begonnen wird.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Ethosuximid nehmen, aktuell empfohlen werden sollte. Da dies jedoch möglich ist, wird es derzeit den Patientinnen empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall, wenn dies möglich ist, die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Ethosuximid kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Felbamat


Zusammenfassung:


Felbamat hat aufgrund bedenklicher Nebenwirkungen nur noch eine eingeschränkte Zulassung. Insbesondere ist es zu Todesfällen durch Leber- und Blutbildungsversagen gekommen.

Felbamat ist somit ein Reservemedikament bei ansonsten nicht hinreichend zu behandelndem Lennox-Gastaut-Syndrom.

Felbamat kann mit anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist. Dabei ist jedoch eine genaue Kenntnis der Wechselwirkungen notwendig.

Felbamat beeinflusst andere Medikamente in der Wirksamkeit, Spiegel von Phenytoin, Carbamazepin und Valproinsäure werden durch Felbamat erhöht.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Felbamat möglicherweise abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen notwendig ist.

Zur Frage der Gabe in der Schwangerschaft liegen derzeit noch nicht genügend Daten vor, um eine endgültige Aussage treffen zu können. Es liegen jedoch keine Befunde vor, die eine erhöhte Fehlbildungsrate nahelegen würden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Felbamat in der Schwangerschaft grundsätzlich unproblematisch ist.

Aufgrund der Problematik der Nebenwirkungen sollten regelmäßige Blutkontrollen erfolgen. Zudem sollte Felbamat nur durch einen erfahrenen Neurologen oder Kindernervenarzt gegeben werden.

Unter welchem Namen ist Felbamat im Handel erhältlich?

Felbamat ist als Taloxa® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Felbamat?

Felbamat ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt. Es gibt zwischen Nervenzellen verschiedene chemische Substanzen, die die Erregung von einer Zelle auf die andere übertragen. Hierbei gibt es Substanzen, die eine Erregung der nachfolgenden Zelle verstärken (z.B. Glutamat) und solche, die in nachfolgenden Zellen die Erregung hemmen (z.B. GABA). Felbamat kann sowohl die Wirkung des erregenden Stoffs Glutamat verringern als auch die hemmende Wirkung von GABA verstärken.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Felbamat behandeln?

Felbamat ist nur noch zur Behandlung des Lennox-Gastaut-Syndroms bei ansonsten mit anderen Medikamenten nicht oder nicht ausreichend behandelbaren Patienten empfohlen, und dies auch nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung.

Für wen ist Felbamat zugelassen?

Felbamat ist für Patienten ab 4 Jahren bis 65 mit Lennox-Gastaut-Syndrom zugelassen, und dies nur in Kombination mit einem oder mehreren anderen Medikament(en).

Wer darf nicht mit Felbamat behandelt werden?

Felbamat hat nur eine sehr eingeschränkte Zulassung und sollte allen anderen Patienten nicht gegeben werden. Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Felbamat oder einen der Hilfsstoffe dürfen Felbamat nicht erhalten. Ebenso dürfen keine Patienten behandelt werden, die in der Vorgeschichte Bluterkrankungen oder Leberfunktions-störungen hatten.

Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, Kindern unter 4 Jahren oder älteren Patienten über 65 Jahren darf Felbamat ebenfalls nicht angewendet werden.

Wie gut wirkt Felbamat?

Felbamat ist prinzipiell ein gut wirksames Medikament, das aus diesem Gesichtspunkt durchaus zu empfehlen wäre. Leider wird die Anwendbarkeit durch die Nebenwirkungen stark eingeschränkt.

Felbamat gibt es nur als Tabletten oder Saft, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Felbamat?

Felbamat hat mehrere problematische Nebenwirkungen. Daten von der Behandlung von 100 000 Patienten zeigten 32 Fälle einer erheblichen Einschränkung der Blutbildung, von denen 10 tödlich endeten. 19 Patienten entwickelten ein Leberversagen, das bei 5 Patienten zum Tod führte.

Dies führt zu der Empfehlung, während der Behandlung alle 2 Wochen das Blutbild und die Leberwerte kontrollieren zu lassen.

Weitere häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit, Gewichtsverlust, Schwindel, Erbrechen, Schlaflosigkeit oder starke Müdigkeit, Doppeltsehen, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme.

Wie wird Felbamat aufdosiert?

Folgendes Schema gilt für die Behandlung mit Felbamat.

Erwachsene und Kinder ab 14 erhalten 600-1200 mg auf 2-3 Einnahmen pro Tag verteilt. Jede Woche kann dann um 600-1200 mg/Tag auf bis zu 3600 mg/Tag erhöht werden. Diese Dosis wird in 3-4 Einzeldosen gegeben.

Kinder von 4-14 erhalten 7,5-15 mg/kg Körpergewicht pro Tag in 2-3 Einzelgaben. Frühestens jede Woche kann dann um 7,5-15 mg/kg auf maximal 45 mg/kg pro Tag erhöht werden, maximal jedoch auf 3600 mg/Tag. Hierbei sollte die Gesamtdosis auf 3-4 Einnahmen verteilt werden.

Eine Besonderheit gilt bei einer begleitenden Behandlung mit Carbamazepin, Phenytoin und Valproinsäure. Diese Medikamente können durch Felbamat im Blut erhöht werden, so dass parallel zur Eindosierung von Felbamat deren Dosis erniedrigt werden muss.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Felbamat zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Maximal gibt man bei Erwachsenen 3600 mg/Tag, bei Kindern 45 mg/kg/Tag, jedoch nicht mehr als 3600 mg/Tag.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragenen Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Felabamat steigert die Blutspiegel von Carbamazepin, Phenytoin und Valproinsäure. Daher muss deren Dosierung verringert werden, wenn Felbamat gegeben wird.

Carbamazepin und Phenytoin verringern die Felbamatspiegel im Blut um bis zu 20%. Valproinsäure kann möglicherweise auch zu einem Anstieg von Felbamat im Blut führen.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Spiegelkontrollen von Felbamat sind nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Felbamat ist ein Medikament, über das in der Schwangerschaft derzeit keine sicheren Aussagen gemacht werden können.

Es liegen zwar keine Berichte über eine Häufung von Fehlbildungen während der Behandlung mit Felbamat vor, aber dies heißt nicht, dass Felbamat in der Schwangerschaft empfohlen werden kann. Daher kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Felbamat in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Vor Eintreten einer Schwangerschaft sollte ein Beratungsgespräch stattfinden, um zu klären, ob der Nutzen das Risiko übersteigt und Felbamat weiterhin gegeben werden soll. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament ist nur möglich, wenn rechtzeitig vor einer Schwangerschaft mit der Umstellung begonnen wird.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Felbamat nehmen, aktuell empfohlen werden sollte. Da dies jedoch möglich ist, wird es derzeit den Patientinnen empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall, wenn dies möglich ist, die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Felbamat kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Patienten, die mit Felbamat behandelt werden und das Gefühl haben, dass mit der Blutbildung oder der Leberfunktion Probleme auftreten, sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Während der Behandlung werden Blutbild- und Leberwertkontrollen alle 2 Wochen empfohlen.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Gabapentin

Zusammenfassung:

Gabapentin ist eines der neueren Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel, das bei Herdepilepsien als einziges Medikament (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden kann.

Gabapentin ist ein Medikament, das im Gegensatz zu den meisten anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten dreimal pro Tag gegeben werden muss.

Gabapentin ist allgemein sehr gut verträglich. Häufigere Nebenwirkungen sind beispielsweise Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, unsicherer Gang und Augenzittern.

Gabapentin kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist.

Gabapentin wird durch andere Medikamente in der Wirksamkeit nicht beeinflusst.

Gabapentin verträgt sich mit anderen Medikamenten gut; lediglich bei der Einnahme von bestimmten Medikamenten gegen Sodbrennen (Antacida) darf die Einnahme von Gabapentin nicht zeitgleich erfolgen.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Gabapentin nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht notwendig erscheint.

Zur Frage der Gabe in der Schwangerschaft liegen derzeit noch nicht genügend Daten vor, um eine endgültige Aussage treffen zu können. Es liegen jedoch keine Befunde vor, die sicher eine erhöhte Fehlbildungsrate nahelegen würden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Gabapentin in der Schwangerschaft grund-sätzlich unproblematisch ist.

Gabapentin kann auch bei älteren Patienten gut gegeben werden.

Unter welchem Namen ist Gabapentin im Handel erhältlich?

Gabapentin ist als Gabax® und Neurontin® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Gabapentin?

Gabapentin ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.

Es gibt zwischen Nervenzellen verschiedene chemische Substanzen, die die Erregung von einer Zelle auf die andere übertragen. Hierbei gibt es Substanzen, die eine Erregung der nachfolgenden Zelle verstärken (z.B. Glutamat) und solche, die in nachfolgenden Zellen die Erregung hemmen (z.B. GABA). Gabapentin ist ähnlich aufgebaut wie GABA und verstärkt dessen Ausschüttung, so dass die Erregungsausbreitung in den Nervenzellen gehindert wird. Allerdings ist der exakte Wirkmechanismus noch nicht abschließend geklärt.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Gabapentin behandeln?

Gabapentin ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien eingesetzt wird. Es kann als einziges Medikament

gegeben werden (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten. Bei primär generalisierten Epilepsien wie Absencen ist Gabapentin nicht ausreichend wirksam und darf daher nicht eingesetzt werden.

Für wen ist Gabapentin zugelassen?

Gabapentin ist für Patienten ab 12 Jahren mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen als einziges Medikament (Monotherapie) oder als Zusatzmedikament zugelassen. Zudem darf es bei Kindern ab 3 Jahren als Zusatzmedikament gegeben werden. Gabapentin kann mit allen anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Gabapentin behandelt werden?

Gabapentin darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Gabapentin oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es bei Kindern unter 3 Jahren in der Kombinationsbehandlung oder bei Kindern unter 12 Jahren in der Monotherapie, das heißt Behandlung mit Gabapentin als einzigem Medikament, nicht gegeben werden.

Patienten, die eine Bauchspeicheldrüsen-entzündung haben (Pankreatitis), dürfen Gabapentin nicht erhalten. Patienten mit primär generalisierten Anfallsformen wie Absencen dürfen Gabapentin nicht einnehmen. Ebenso ist Gabapentin nicht geeignet für Patienten, die die seltene Stoffwechselerkrankung Galaktosämie (Galaktose-Unverträglichkeit) haben. Bei Patienten mit einer Einschränkung der Nierenfunktion muss die Gabapentindosis an die Nierenfunktion angepasst werden; eine Nierenfunktionsstörung ist aber kein genereller Grund, Gabapentin nicht zu geben.

Wie gut wirkt Gabapentin?

Gabapentin ist ein seit mehr als 10 Jahren verfügbares neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Erfahrung noch nicht so groß wie mit z.B. Valproinsäure oder Carbamazepin. Gabapentin scheint nicht die Wirkstärke zu haben wie Carbamazepin, das ebenfalls bei Herdepilepsien gegeben werden kann. Trotzdem ist Gabapentin als gut wirksames Medikament zu betrachten. Insbesondere bei älteren Patienten wird es gerne gegeben, weil es sich mit fast allen anderen Medikamenten verträgt.

Gabapentin gibt es nur als Tabletten oder Kapseln, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion in der Notfallsituation, z.B. beim Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist. Jedoch kann Gabapentin rasch aufdosiert werden, so dass schon nach wenigen Tagen die Höchstdosis erreicht werden kann und eine Wirksamkeit so schnell eintritt.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Gabapentin?

Gabapentin ist allgemein sehr gut verträglich.

Seltenere Nebenwirkungen sind Schwindel, Doppelbilder, Müdigkeit, Schwächegefühl, Augenzittern, Übelkeit und Erbrechen sowie Kopfschmerzen. Zudem kann es zu Gewichtsveränderungen kommen. Seltener kommt es zu Durchfall, Gedächtnisstörungen oder Sprechstörungen.

Wie wird Gabapentin aufdosiert?

Gabapentin kann relativ rasch aufdosiert werden, d.h. innerhalb weniger Tage.

Üblicherweise beginnt man bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren mit 300 mg/Tag und steigert zunächst täglich um 300 mg auf 900 mg. Man kann aber auch direkt 3x300 mg geben. Danach kann die Dosis innerhalb einer Woche auf 1800 mg gesteigert werden. Die Höchstdosis beträgt 3600 mg pro Tag.

Bei Kindern unter 12 Jahren beginnt man mit 10 mg/kg pro Tag, dies wird innerhalb von 3 Tagen auf 30 mg/kg pro Tag gesteigert. Die Dosis kann danach auf bis zu 35 mg/kg pro Tag erhöht werden. Die jeweiligen Tages-gesamtdosen müssen auf 3 Einnahmen verteilt werden.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Gabapentin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden folgende Dosisbereiche:

Bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren gibt man zunächst 900-2400 mg pro Tag. Bei Kindern von 3-12 Jahren etwa 30 mg/kg pro Tag. Bei Erwachsenen kann zunächst auf 2400 mg/Tag und falls erforderlich auf bis zu 3600 mg/Tag gesteigert werden.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragenen Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Gabapentin verhält sich sehr neutral in Kombination mit anderen Medikamenten. Ein Einfluss auf andere Anti-Epilepsie-Medikamente ist nicht bekannt.

Lediglich bei der Behandlung mit Aluminium- oder Magnesium-haltigen Medikamenten zur Behandlung des Sodbrennens muss die Einnahem von Gabapentin 2 Stunden nach der des Magensäuremedikaments erfolgen.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Spiegelkontrollen von Gabapentin sind nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Gabapentin ist ein Medikament, über das in der Schwangerschaft derzeit keine sicheren Aussagen gemacht werden können.

Es liegen zwar keine Berichte über eine Häufung von Fehlbildungen während der Behandlung mit Gabapentin vor, aber dies heißt nicht, dass Gabapentin in der Schwangerschaft empfohlen werden kann. Daher kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Gabapentin in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Vor Eintreten einer Schwangerschaft sollte ein Beratungsgespräch stattfinden, um zu klären, ob der Nutzen das Risiko übersteigt und Gabapentin weiterhin gegeben werden soll. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament ist nur möglich, wenn rechtzeitig vor einer Schwangerschaft mit der Umstellung begonnen wird.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Gabapentin nehmen, aktuell empfohlen werden sollte. Da dies jedoch möglich ist, wird es derzeit den Patientinnen empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos auf Fehlbildungen führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Gabapentin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

 Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Lamotrigin

Zusammenfassung:

Lamotrigin ist Medikament der neueren Generation gegen Epilepsie, und ein Mittel der ersten Wahl bei allen Epilepsien.

Es führt bei Neueinstellungen in 40-60% zu dauerhafter Anfallsfreiheit.

Lamotrigin ist allgemein gut verträglich. Eine bekannte Nebenwirkung ist ein Hautausschlag,der besonders bei schneller Aufdosierung auftritt; daher ist es bei Lamotrigin nötig, langsam die angestrebte Dosis zu erreichen.

Lamotrigin ist folglich kein Notfallmedikament

Lamotrigin gilt als eines der Medikamente gegen Epilepsie, das nicht müde macht.

Lamotrigin kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist.

Lamotrigin kann durch andere Medikamente in der Wirksamkeit beeinflusst werden. Wird gleichzeitig mit Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital behandelt muss mehr (etwa doppelt so viel) Lamotrigin verordnet werden. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Valproinsäure muss weniger Lamotrigin verordnet werden (etwa halb so viel) und langsamer eindosiert werden.

Lamotrigin ist ein Medikament, das nur zweimal pro Tag gegeben werden muss; z.T. reicht sogar eine Einnahme pro Tag.

Ein Nachteil von Lamotrigin ist, dass es nur sehr langsam eindosiert werden darf (ca. 8 -12 Wochen bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis). Dies gilt besonders für das Kindesalter.

Bis vor Kurzem galt die Meinung, dass die Wirkung der Antibabypille durch Lamotrigin nicht abgeschwächt wird, so dass keine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nötig ist. Inzwischen haben weitere Forschungsergebnisse gezeigt, dass die Spiegel der in manchen Verhütungspräparaten verwendeten Hormone durch Lamotrigin verringert werden können. Ob dies einen Einfluss auf die Wirksamkeit der "Pille" hat, ist indes nicht vollständig geklärt. Daher kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sicher gesagt werden, dass die Wirkung der "Pille" nicht beeinflusst wird; ggf. sind daher zusätzliche Verhütungsmaßnahmen zu erwägen.

In der Schwangerschaft ist für Lamotrigin eine erhöhte Fehlbildungsrate bisher nicht nachgewiesen. Es sind bisher nicht genügend Daten vorhanden um einen Zusammenhang nachweisen oder ausschliessen zu können. Vorsicht ist jedoch bei einer Kombination mit Valproinsäure geboten.

Unter welchem Namen ist Lamotrigin im Handel erhältlich?

Lamotrigin ist als Lamictal® in Deutschland, der Schweiz und Österreich erhältlich.

Wie wirkt Lamotrigin?

Lamotrigin ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.

Die Erregung der Nervenzellen erfolgt an der Zellmembran. Dort sind Kanäle, durch die Blutsalze hindurchtreten. Beispiele sind Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid. Durch die Blockade bestimmter Kanäle wird die für Epilepsie typische krankhafte Erregungsleitung gehemmt.

Zudem vermindert Lamotrigen die Übertragung von Erregungen von einer Nervenzelle auf die andere, indem es die Überträgersubstanz Glutamat hemmt.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Lamotrigin behandeln?

Lamotrigin ist ein Medikament, das in der Behandlung sowohl herdförmiger als auch generalisierter Epilepsien gute Erfolge zeigt. Es

kann als einziges Medikament gegeben werden (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten. Insgesamt ist Lamotrigin ein Medikament mit breiter Wirksamkeit gegen Epilepsie, so dass es bei nahezu allen Patienten eingesetzt werden kann.

Für wen ist Lamotrigin zugelassen?

Lamotrigin ist als einziges Medikament (Monotherapie) für Patienten ab 12 Jahren mit generalisierten Anfallsformen, fokalen und sekundär generalisierten Anfällen sowie bei gemischten Epilepsien oder als Zusatzmedikament zugelassen. Für Kinder von 2-11 Jahren kann es als Zusatzmedikament gegeben werden. Lamotrigin kann mit vielen anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Lamotrigin behandelt werden?

Lamotrigin darf nur bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Lamotrigin oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es bei Kindern unter 2 Jahren nicht gegeben werden.

Wie gut wirkt Lamotrigin?

Lamotrigin ist seit mehr als 10 Jahren für die Epilepsiebehandlung verfügbar. Man kann sagen, dass Lamotrigin in der Behandlung generalisierter Epilepsieformen in der Monotherapie ähnliche Erfolge hat wie Valproinsäure; die Ergebnisse bei herdförmigen Epilepsien sind ähnlich wie die mit Carbamazepin. In der Kombinationstherapie ist es vergleichbar mit anderen Medikamenten. In ausreichender Dosierung werden je nach Anfallsart 40- 60% der Patienten in einer ersten Monotherapie, das heißt bei Behandlung mit Lamotrigin als einzigem Medikament, anfallsfrei. Die Wirksamkeit ist bei idiopathisch-generalisierten Epilepsien (Aufwach-Grand-mal, Absencen, jugendlicher myoklonischer Epilepsie) und bei Herdepilepsien (fokalen Epilepsien) gut.

Lamotrigin gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion in der Notfallsituation, z.B. im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Lamotrigin?

Lamotrigin ist allgemein sehr gut verträglich.

Eine wichtige Nebenwirkung ist die Ausbildung von allergischen Hautreaktionen. In der Regel sind diese harmlos und vergehen rasch nach dem Absetzen des Medikaments. Allerdings gibt es auch Berichte über schwerere Hautreaktionen bis hin zur Hautablösung mit tödlichen Verläufen. Dieses Risiko ist inzwischen deutlich geringer geworden, seit man erkannt hat, dass dies insbesondere bei einer zu raschen Aufdosierung passiert.

Trotzdem geht der Hersteller von einer Wahrscheinlichkeit von 0,3-1% von im Krankenhaus zu behandelnden Hautreaktionen aus. Das Risiko scheint bei Kindern etwas höher zu sein als bei Erwachsenen.

Seltene Nebenwirkungen sind Schwindel, Doppelbilder, Verhaltensstörungen (insbesondere Aggressivität) und Schlafstörungen.

Wichtig ist, dass Lamotrigin im Gegensatz zu vielen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten nicht müde macht und die Konzentrationsfähigkeit erhalten bleibt, so dass Lamotrigin ein Medikament ist, dass z.B. bei Schülern oder Studenten gerne gegeben wird.

Wie wird Lamotrigin aufdosiert?

Lamotrigin muss sehr langsam aufdosiert werden, damit keine allergischen Reaktionen auftreten.

Üblicherweise beginnt man in der Monotherapie, bei der Lamotrigin die einzige Substanz ist, beim normalgewichtigen Erwachsenen, mit 25 mg/Tag in den ersten 2 Wochen. Danach steigert man auf 50 mg/Tag für weitere 2 Wochen, und kann danach alle 2 Wochen um 25-50 mg erhöhen.

Bei Kombinationstherapie mit einem enzyminduzierenden Medikament (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital) kann man doppelte Dosen geben; ab 200 mg/Tag kann in 100 mg-Schritten erhöht werden.

Wenn gleichzeitig Valproinsäure gegeben wird, muss langsamer vorgegangen werden. Hier gibt man 12,5 mg/Tag in den ersten 2 Wochen, danach für 2 Wochen 25 mg/Tag. Anschließend kann alle 2 Wochen um 25 mg erhöht werden bis 100 mg erreicht sind; danach kann alle 2 Wochen um 25-50 mg/Tag erhöht werden.

Bei Kindern gelten folgende Empfehlungen:

In Monotherapie gibt man 0,5 mg/Kilogramm Körpergewicht (kgKG) pro Tag. Alle 2 Wochen kann um 1 mg/kgKG pro Tag erhöht werden. Bei einer Begleitmedikation mit Carbamazepin, Phenytoin oder Phenobarbital gibt man zunächst 2 mg/kgKG pro Tag und steigert alle 2 Wochen um 2-3 mg/kgKG pro Tag. Bei einer Begleitmedikation mit Valproinsäure beginnt man mit 0,2 mg/kgKG pro Tag in den ersten 2 Wochen, danach für 2 Wochen 0,5 mg/kgKG und erhöht danach alle 2 Wochen um 0,5-1 mg/kgKG.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Antikonvulsiva, wird auch bei Lamotrigin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden folgende Dosisbereiche:

Bei Erwachsene in der Monotherapie 100-300 mg/Tag, bei Therapie mit einem Enzyminduktor 200-700 mg/Tag, mit Valproinsäure 100-300 mg/Tag. Kinder erhalten in Monotherapie 0,5-5 mg/kgKG pro Tag, mit einem Enzyminduktor 5-10 mg/kgKG, maximal 400 mg pro Tag, mit Valproinsäure 1-5 mg/kgKG pro Tag, maximal 200 mg/Tag.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Lamotrigin selber wird duch anderen Medikamente beeinflusst. Medikamente, die in der Leber den Abbau von anderen Substanzen beschleunigen, z.B. die Anti-Epilepsie-Medikamente Carbamazepin, Phenytoin oder Phenobarbital, verringern die Verweildauer von Lamotrigin im Körper, so dass die Dosis vom Lamotrigin erhöht werden muss (etwa verdoppelt). Demgegenüber verringert Valproinsäure den Abbau von Lamotrigin, so dass die Dosis erniedrigt wird (etwa halbiert) und eine langsamere Aufdosierung notwendig wird.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Das kann tatsächlich manchmal sinnvoll sein. In der Aufdosierungsphase kann überprüft werden, welche Blutspiegel mit einer bestimmten Dosis erreicht werden. Treten Nebenwirkungen ein, kann man abschätzen, bis zu welcher Dosis bzw. bis zu welchem Spiegel das Medikament ohne Probleme vertragen wurde. Dies ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, ein Medikament als bei einem Patienten unwirksam zu betrachten und ggf. auf ein anderes umzustellen. Weiterhin machen Spiegelkontrollen dann Sinn, wenn der Arzt überprüfen will, ob der Patient das Medikament auch regelmäßig nimmt, denn es gibt einige Patienten, die hier unachtsam sind und bei denen ein Medikament durchaus wirksam wäre, wenn es regelmäßig genommen würde. Hier darf dann nicht das Medikament angeschuldigt werden, nicht wirksam zu sein.

Auch zur Überprüfung der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten ist eine Spiegelbestimmung sinnvoll.

Allerdings sind für Lamotrigin keine so klar definierten Grenzen gegeben wir z.B. für Valproinsäure oder Carbamazepin, so dass die Spiegel eher im persönlichen Verlauf interessant sind als zur allgemeingültigen Einordnung der Spiegel, die sehr variabel sein können.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Lamotrigin ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft derzeit als wenig problematisch gilt. Es muss allerdings gesagt werden, dass die Datenlage noch nicht abschließend beurteilt werden kann, da noch nicht genügend Schwangerschaftsverläufe untersucht sind, um endgültige Aussagen treffen zu können. Die bisherigen Daten aus Tierversuchen und einem Schwangerschaftsregister über Lamotrigin legen jedoch nahe, dass es zumindest zu keiner Häufung von Fehlbildungen kommt. Die Fehlbildungsrate liegt mit 3-4% in der Monotherapie tendenziell allerdings etwas über derjenigen der Normalbevölkerung mit 1-2%.

Insofern kann zwar derzeit noch keine generelle Empfehlung gegeben werden, Lamotrigin in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen, aber es gibt auch keinen Grund, auf ein anderes Anti-Epilepsie-Medikament umzustellen.

Unklar ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz gegen Missbildungen bietet und daher bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft eingenommen werden soll. Da theoretisch der Folsäurespiegel im Körper sinken kann, ist eine Einnahme möglicherweise sinnvoll und wird aktuell empfohlen.

Vermieden werden sollte - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Lamotrigin kann selten das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Levetiracetam

Zusammenfassung:

Levetiracetam ist eines der neueren Medikamente gegen Epilepsie.

Levetiracetam ist ein Zusatzmedikament bei der Behandlung von Herdanfällen (fokalen Anfällen) mit und ohne nachfolgende Generalisierung.

Levetiracetam ist allgemein sehr gut verträglich. Seltene Nebenwirkungen sind ein Schwächegefühl, Schwindel, Müdigkeit, depressive Verstimmtheit Depressionen, Nervosität.

Levetiracetam kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn diese nicht ausreichen, um die Epilepsie zu kontrollieren. Als einziges Medikament ist es derzeit noch nicht zugelassen, kann aber im Rahmen eines individuellen Behandlungs-vertrages mit dem behan-delnden Arzt auch alleine eingenommen werden.

Levetiracetam wird durch andere Medikamente nicht nennenswert in seiner Wirkung verändert und hat seinerseits keinen Einfluss auf andere Medikamente. Es ist daher für die Zusatzbehandlung besonders gut geeignet.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Levetiracetam nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht nötig ist.

In der Schwangerschaft liegen bisher über Levetiracetam noch nicht genügend Daten vor.

Die Dosis von Levetiracetam muss nur bei einer schweren Nierenerkrankung angepasst werden; ansonsten sind andere Krankeiten kein Grund, Levetiracetam nicht zu geben.

Unter welchem Namen ist Levetiracetam im Handel erhältlich?

Levetiracetam ist als Keppra® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Levetiracetam?

Der Wirkmechanismus von Levetiracetam ist unbekannt. Tierexperimentell Untersuchungen und wissenschaftliche Studien sowie klinische Erfahrungen am Menschen belegen, dass es gegen Epilepsie sehr gut wirkt.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Levetiracetam behandeln?

Levetiracetam ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien gute Erfolge zeigt.

Üblicherweise wird es nur in Kombination mit einem anderen Medikament gegeben, wenn dieses nicht ausreicht, um die Anfälle zu kontrollieren. Als einziges Medikament (Monotherapie) ist es derzeit nicht zugelassen; dennoch kann es bei Bedarf in Monotherapie gegeben werden, wenn das mit dem Arzt besprochen ist und der Patient zustimmt, beispielsweise dann, wenn das Medikament, mit dem Levetiracetam kombiniert ist, nicht mehr gegeben werden soll.

Für wen ist Levetiracetam zugelassen?

Levetiracetam ist für Patienten ab 16 Jahren mit fokalen (von einem Herd ausgehenden) und sekundär generalisierten (Grand mal) Anfällen als Zusatzmedikament zugelassen. Levetiracetam kann mit allen anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Levetiracetam behandelt werden?

Levetiracetam darf nur bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Levetiracetam oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es derzeit bei Kindern unter 16 Jahren nicht gegeben werden.

Wie gut wirkt Levetiracetam?

Levetiracetam ist ein neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Langzeit-Erfahrung noch nicht so groß wie mit z.B. bei Valproinsäure oder Carbamazepin. Trotzdem kann man sagen, dass Levetiracetam in der Behandlung von Herdepilepsien sehr gute Erfolge zeigt. Bei Patienten, die mit den bisherigen Medikament(en) nicht anfallsfrei waren, führt Levetiracetam in 30-45% der Fälle zu einer Verringerung der Anfallshäufigkeit um mehr als 50%, etwa 5-10% dieser Patienten werden vollständig anfallsfrei.

Levetiracetam gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion in der Notfallsituation, z.B. im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Levetiracetam?

Levetiracetam ist allgemein sehr gut verträglich.

Insgesamt selten werden als Nebenwirkungen Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Gereiztheit oder Depressionen berichtet. Es kann zu Beschwerden des Magen-Darm-Traktes kommen. Ein Mangel an Blutkörperchen (weißen, roten und Blutplättchen zusammen) kann sehr selten auftreten.

Wie wird Levetiracetam aufdosiert?

Levetiracetam sollte langsam (innerhalb von 4 Wochen) aufdosiert werden.

Man beginnt mit 2x500 mg pro Tag und steigert alle 2 Wochen um diese Dosis bis auf 2x1500 mg/Tag. Gelegentlich kann auch höher dosiert werden.

Schon die Anfangsdosis von 2x500 mg ist jedoch wirksam, so dass die lange Aufdosierungsphase nicht zu einer Gefährdung des Patienten führt.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Levetiracetam zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Üblich sind 2x500 bis 2x1500 mg pro Tag, je nach Ansprechen auf das Medikament.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Levetiracetam hat keine bedeutsamen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, auch nicht mit anderen gegen Epilepsie.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Eine Kontrolle von Levetiracetam-Spiegeln im Blut ist nicht sinnvoll und wird nicht durchgeführt.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Levetiracetam ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft noch nicht eindeutig beurteilt werden kann, da noch nicht genügend Schwangerschaftsverläufe untersucht sind, um endgültige Aussagen treffen zu können.

Insofern kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Levetiracetam in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Sofern eine Schwangerschaft geplant ist, sollte frühzeitig in einem Beratungsgespräch mit dem Neurologen abgeklärt werden, ob Levetiracetam unverzichtbar weiter gegeben werden muss.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Levetiracetam während der Schwangerschaft nehmen, aktuell empfohlen werden sollte.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Levetiracetam kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Oxcarbazepin

Zusammenfassung:

Oxcarbazepin ist eines der neueren Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel, das bei Herdepilepsien als einziges Medikament (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden kann.

Bei 40-60% der mit Oxcarbazepin behndelten Patienten lässt sich Anfallsfreiheit erreichen.

Oxcarbazepin ist allgemein gut verträglich. Eine bekannte Nebenwirkung ist ein Absinken des Natriumwertes im Blut, der in besonders ausgeprägten Fällen zu klinischen Beschwerden führen kann. Zudem kommt ein Hautausschlag vor. Desweiteren treten Nebenwirkungen wie Müdig-keit, Doppelbilder und Schwindel auf.

Oxcarbazepin ist mit Carbamazepin eng verwandt; daher tritt bei ca. 25-30% der Patienten, die gegen Carbamazepin allergisch reagieren, diese Allergie auch bei Oxcarbazepin auf.

Oxcarbazepin kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist.

Oxcarbazepin kann durch andere Medikamente in der Wirksamkeit beeinflusst werden. Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital senken den Spiegel von Oxcarbazepin, das wiederum zu einer Zunahme von Phenobarbital und Phenytoin und einer Abnahme von Carbamazepin führen kann.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Oxcarbazepin abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nötig ist.

In der Schwangerschaft scheint Oxcarbazepin nach den bisher vorliegenden Daten kein unproblemati-sches Medikament zu sein; eine erhöhte Fehlbildungsrate ist im Tierexperiment nachgewiesen, so dass nach derzeitiger Datenlage eine Umstellung der Medikation in der Schwangerschaft überlegt werden sollte.

Unter welchem Namen ist Oxcarbazepin im Handel erhältlich?

Oxcarbazepin ist als Trileptal® und Timox® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Oxcarbazepin?

Oxcarbazepin ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.

In Nervenzellen sind verschiedene Ionen, das heißt Bestandteile von Blutsalzen, für die Vermittlung der Erregung zuständig. Beispiele sind Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid. Durch kleine Kanäle in der Wand einer Nervenzelle kann Natrium in die Zellen gelangen und zu einer "Umpolung" der Spannung über der Zellmembran führen von innen negativ zu innen positiv. Durch diesen Vorgang wird die Erregung in Nervenzellen geleitet. Durch die Blockade dieser Kanäle hemmt Oxcarbazepin die Ausbreitung einer Erregung in Nervenzellen. Zudem erleichtert es möglicherweise das Übertreten von Kalium in die Zellen.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Oxcarbazepin behandeln?

Oxcarbazepin ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien eingesetzt wird. Es kann als einziges Medikament gegeben werden (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten.

Für wen ist Oxcarbazepin zugelassen?

Oxcarbazepin ist für Patienten ab 6 Jahren mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen als einziges Medikament (Monotherapie) oder als Zusatzmedikament zugelassen. Oxcarbazepin kann mit allen anderen Medikamenten gegen Epilepsie kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Oxcarbazepin behandelt werden?

Oxcarbazepin darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Oxcarbazepin oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es bei Kindern unter 6 Jahren nicht gegeben werden. Bei Patienten, die auf Carbamazepin allergisch reagieren, besteht eine Wahrscheinlichkeit von ca. 25-30%, dass sie auch auf Oxcarbazepin allergisch reagieren. Bei Patienten mit einer Herzpumpschwäche sollte das Gewicht regelmäßig kontrolliert werden, um rechtzeitig Wassereinlagerungen festzustellen, die durch Natriummangel im Blut auftreten können. Auch Patienten mit Herzreizleitungsstörungen (AV-Block, Arrhythmien) sollten regelmäßig überwacht werden. Bei vor allem älteren Patienten mit Nierenfunktionsstörung muss die Dosis an die Nierenfunktion angepasst werden.

Wie gut wirkt Oxcarbazepin?

Oxcarbazepin ist ein neueres Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Erfahrung noch nicht so groß wie mit z.B. Valproinsäure oder Carbamazepin. Trotzdem kann man sagen, dass Oxcarbazepin in der Behandlung herdförmiger Epilepsien ähnlich gut wie Carbamazepin wirkt, wenn etwa das 1,5-fache der Carbamazepin-Dosis an Oxcarbazepin gegeben wird.

Oxcarbazepin gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung im Notfall, z.B. als Infusion im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Oxcarbazepin?

Oxcarbazepin ist allgemein gut verträglich.

Eine wichtige Nebenwirkung ist die Ausbildung von allergischen Hautreaktionen, die insbesondere dann auftreten können, wenn bereits eine Überempfindlichkeit gegen Carbamazepin bekannt ist. In der Regel sind diese harmlos und vergehen rasch nach dem Absetzen des Medikaments.

Seltenere Nebenwirkungen sind Schwindel, Doppelbilder, Müdigkeit, Schwächegefühl, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen.

Häufig kommt es zu einem Absinken des Natriumwertes im Blut. Dies ist meistens harmlos und macht keine Beschwerden. Jedoch kann es vorkommen, dass dieser Wert so weit absinkt, dass auch Beschwerden auftreten. Dies sind vor allem Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Erbrechen, Sehstörungen.

Wie wird Oxcarbazepin aufdosiert?

Oxcarbazepin wird langsam aufdosiert.

Üblicherweise beginnt man mit 600 mg/Tag, verteilt auf 2x300 mg und steigert jede Woche um bis zu 2x300 mg bis zu 2x900 mg/Tag und maximal 2 x 1200 mg/Tag.

Bei Kindern beginnt man mit 8-10 mg/kg pro Tag, verteilt auf zwei Einnahmen. Die Dosis kann jede Woche um weitere 10 mg/kg gesteigert werden.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Oxcarbazepin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden folgende Dosisbereiche:

Bei Erwachsenen ist gibt man zunächst 600-1800 mg pro Tag. Bei Kindern etwa 30 mg/kg pro Tag, dies kann auf maximal 46 mg/kg pro Tag gesteigert werden.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Oxcarbazepin selber wird duch anderen Medikamente beeinflusst. Medikamente, die in der Leber den Abbau von anderen Substanzen beschleunigen, z.B. die Anti-Epilepsie-Medikamente Carbamazepin, Phenytoin oder Phenobarbital, verringern die Verweildauer von Oxcarbazepin im Körper, so dass die Dosis vom Oxcarbazepin erhöht werden muss. Demgegenüber verringert Oxcarbazepin die Blutspiegel von Carbamazepin, erhöht aber die von Phenobarbital und Phenytoin. Die Kombination von Oxcarbazepin und Monoanin-oxidase-Hemmern (MAO-Inhibitoren) wird nicht empfohlen.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Spiegelkontrollen von Oxcarbazepin bzw. seinem wirksamen Abbauprodukt MHD sind möglich, aber in der Regel nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Oxcarbazepin ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft derzeit als problematisch gilt. Es muss allerdings gesagt werden, dass die Datenlage noch nicht abschleißend beurteilt werden kann, da noch nicht genügend Schwangerschaftsverläufe untersucht sind, um endgültige Aussagen treffen zu können. Die bisherigen Daten aus Tierversuchen über Oxcarbazepin legen jedoch nahe, dass es zu einer Häufung von Fehlbildungen kommen kann. Im Tierversuch trat (bei einer allerdings ausgesprochen hohen Dosis, die in dieser Höhe Patienten nicht gegeben wird) eine Häufung von Fehlbildungen auf, insbesondere Wachstumsverzögerung und eine erhöhte Neugeborenensterblichkeit.

Insofern kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Oxcarbazepin in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Daher sollte vor Eintreten einer Schwangerschaft ein Beratungsgespräch stattfinden, um zu klären, ob der Nutzen das Risiko übersteigt und Oxcarbazepin weiterhin gegeben werden soll. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament ist nur möglich, wenn rechtzeitig vor einer Schwangerschaft mit der Umstellung begonnen wird.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Oxcarbazepin nehmen, aktuell empfohlen werden sollte. Da ein Schutz theoretisch jedoch möglich ist, wird es derzeit den Patientinnen empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Oxcarbazepin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Phenytoin

Zusammenfassung:

Phenytoin ist eines der weltweit am häufigsten verwendeten Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel bei der Behandlung von allen Epilepsien fokalen Ursprungs, das heißt Herdepilepsien.

Bei primär (unmittelbar) generalisierten Anfällen ist Phenytoin nicht wirksam.

Absencen und Myoklonien können sogar verstärkt werden, hier sollte Phenytoin nicht gegeben werden.

Phenytoin hat bei dem gleichen Anwendungsbereich wie Carbamazepin mehr Nebenwirkungen als dieses, so dass Phenytoin in Deutschland durch Carbamazepin bei vielen Patienten ersetzt worden ist.

Besonders bei Frauen können unangenehme kosmetische Nebenwirkungen die Therapie stören.

Phenytoin kann die Wirksamkeit anderer Medikamente abschwächen. Insbesondere muss bedacht werden, dass die Wirkung der Antibabypille durch Phenytoin abgeschwächt oder aufgehoben werden kann, so dass andere Verhütungsmethoden zusätzlich oder stattdessen Anwendung finden müssen. Auch die Wirkung anderer Medikamente kann abgeschwächt sein, diese sind im Text unten aufgelistet.

In der Schwangerschaft kann Phenytoin zu einer erhöhten Rate an Fehlbildungen führen, so dass vor einer Schwangerschaft eine Beratung stattfinden sollte, bei der über eine mögliche medikamentöse Umstellung oder Dosisänderung ge-sprochen wird.

Unter welchem Namen ist Phenytoin im Handel erhältlich?

Phenytoin ist als Epanutin®, Zentropil® und Phenhydan® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Phenytoin?

Phenytoin ist ein Medikament, das hauptsächlich über die Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle wirkt. Es handelt sich dabei um Eiweißkanäle, die in der Zellmembranen von Nervenzellen Poren bilden und damit deren Innen- mit der Außenseite verbinden. Der Strom von Natriumsalzen von außen in die Nervenzelle hinein ist ein Vorgang, der für die Weiterleitung von elektrischen Impulsen wichtig ist. Die Blockade dieser Kanäle verhindert daher die Ausbreitung von rasch aufeinanderfolgenden Erregungen und hindert dadurch epileptische Aktivität an der Entstehung bzw. Ausbreitung.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Phenytoin behandeln?

Phenytoin ist ein Medikament, das in der Behandlung fokaler Anfallsformen, also bei herdförmigen Epilepsien eingesetzt wird. Einfach-fokale, komplex-fokale und sekundär generalisierte Anfälle (Grand mal) sind gleichermaßen durch Phenytoin wirksam behandelbar.

Für wen ist Phenytoin zugelassen?

Phenytoin ist für Patienten mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen zugelassen. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht.

Wer darf nicht mit Phenytoin behandelt werden?

Phenytoin kann Anfälle bei Patienten mit idiopathisch-generalisierter Epilepsie verschlechtern. Hierunter fallen verschiedene Syndrome, die hauptsächlich durch primär generalisierte große Anfälle, Myoklonien und Absencen gekennzeichnet sind. Auch die juvenile (jugendliche) myoklonische Epilepsie fällt hierunter.

Diese Patienten sollten nicht auf Phenytoin eingestellt werden. Hier ist eine genaue Unterscheidung von z.B. Absencen und komplex-fokalen Anfällen erforderlich, da diese ähnlich ablaufen können, und nur bei den komplex-fokalen Anfällen Phenytoin gegeben werden darf, während es bei Absencen die Anfallsituation verschlechtern kann.

Ebenso darf Phenytoin nicht gegeben werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Phenytoin oder einen der Hilfsstoffe des Medikaments, schweren Schädigungen der Blutzellen oder des Knochenmarks, AV-Block des Herzens (Reizleitungsblock) Grad II und III sowie beim Syndrom des kranken Sinusknotens. Ebenso darf Phenytoin bis zu drei Monate nach einem Herzinfarkt und bei deutlich eingeschränkter Pumpfunktion des Herzens nicht gegeben werden. Es sollte auch bei sehr niedrigem Blutdruck, langsamem Herzschlag (unter 50 pro Minute), leichteren Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern oder -flattern nicht gegeben werden.

Wie gut wirkt Phenytoin?

Phenytoin ist nach wie vor eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Medikamente in der Behandlung fokaler Epilepsien (Herdepilepsien). Insgesamt scheint die Wirksamkeit gleich gut zu sein wie die von Carbamazepin, das für die gleiche Anwendung bei Herdepilepsien zur Verfügung steht. Phenytoin hat insgesamt mehr Langzeitnebenwirkungen als Carbamazepin, und wird von daher bei gleichem Wirkmechanismus in Deutschland vom Carbamazepin abgelöst. Eine Besonderheit ist die epileptische Notfallsituation, das heißt z.B. ein Status epilepticus oder eine Anfallsserie. Da Phenytoin als Infusion gegeben werden kann, ist es im fokalen (herdförmigen) Status epilepticus ohne oder mit Generalisierung (Grand mal) einsetzbar und hier noch immer eines der wirksamsten Medikamente.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Phenytoin?

Phenytoin ist ein Medikament, das relativ ausgeprägte Nebenwirkungen verursachen kann, insbesondere auch kosmetische, die vor allem bei Frauen unangenehm werden können.

Insgesamt rechnet man, dass ca. 1/3 der Patienten Nebenwirkungen bekommt.

Hierzu gehören in Abhängigkeit von den Blutspiegeln Doppeltsehen, Augenzittern, Gangunsicherheit, Kopfschmerzen, Hände-Zittern, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Denkschwierigkeiten. Es kann zu Appetitlosigkeit, Erbrechen und Gewichtsverlust kommen. Seltener sind Störungen des Herzrhythmus. Ein Blutdruckabfall und eine Verschlechterung einer Herz- oder Atemschwäche können insbesondere bei der Infusion vorkommen. Es kann zur Erweichung von Knochen kommen, auch die Schilddrüsenfunktion kann eingeschränkt sein.

Besonders bedeutsam ist, dass unter einer langjährigen Behandlung mit Phenytoin es zur Schrumpfung des Kleinhirnes mit nicht mehr zurückgehenden Beschwerden kommen kann. Wenn hierfür Hinweise vorliegen, muss Phenytoin abgesetzt werden und ein anderes Medikament muss stattdessen gegeben werden. Bei längerer Einnahme, insbesondere zusammen mit Valproinsäure, kann es zu Zeichen einer Hirnschädigung kommen.

Bei Frauen oder Mädchen kann es zum Auftreten eines männlichen Behaarungstyps am Körper oder im Gesicht kommen. Bei längerer Anwendung kann das Zahnfleisch wuchern. Dies geschieht insbesondere bei schlechter Mundhygiene. Selten treten allergische Reaktionen auf, die mit Hautbeteiligung oder Verringerung der Blutzellen einhergehen können.

Wie wird Phenytoin bei der Erstbehandlung aufdosiert?

Phenytoin kann schnell aufdosiert werden. Direkt zu Beginn kann mit 300 mg pro Tag begonnen werden, dies ist auch eine übliche Dosis in der Dauertherapie. Kinder bis zum 12. Lebensjahr erhalten 2 mg pro Kilogramm pro Tag. Diese Dosis kann alle 3 Tage um 1 mg pro Kilogramm erhöht werden, bis eine gute Einstellung anhand der Spiegel besteht.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Eine Erhaltungsdosis von 200-300 mg pro Tag ist bei Erwachsenen üblich. Bei Kindern gibt man 5-7 mg/kg pro Tag.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Medikamenten gegen Epilepsie)?

Phenytoin ist ein hepatischer Enzyminduktor. Dies bedeutet, dass durch Phenytoin der Abbau verschiedener anderer Medikamente in der Leber beschleunigt wird. Dort werden Körpereiweiße, die am Abbau verschiedender Substanzen (unter anderem Medikamente) beteiligt sind, angeregt und dadurch die Verweildauer der Substanzen im Körper gesenkt.

Phenytoin hat eine Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, so dass hier nur die wichtigsten genannt werden können. Die Wirkung von Phenytoin wird durch Folsäure verringert.

Die Konzentration von Phenytoin im Körper wird durch Marcumar, Benzodiazepine, Magenmedikamente wie Ranitidin, Valproinsäure und Sultiam sowie trizyklische Antidepressiva, Medikamente gegen Depressionen, Sulfonamide sowie einige andere Medikamente erhöht.

Phenytoin selber wird im Körper durch säurehemmende Medikamente für den Magen, Ciprofolxacin, ein Antibiotikum, Phenobarbital, Carbamazepin, Primidon und Alkohol verringert.

Durch Phenytoin wird die Kozentration von Rifampicin (ein Tuberkulosemittel) im Körper gesteigert. Die Konzentrationen von Marcumar, Verapamil, Doxycyclin, Theophyllin, Kortisonpräparaten, Antidepressiva, Lamotrigin, Carbamazepin, Digoxin und Valproinsäure wird verringert.

Besonderes wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Phenytoin die Wirkung der Antibabypille aufheben kann und eine sichere Verhütung nicht mehr gewährleistet ist, so dass nur noch gewisse Antibabypillen wirksam sind und andere Verhütungsmethoden stattdessen oder zusätzlich ergriffen werden müssen.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Phenytoin ist ein Medikament, bei dem dies tatsächlich Sinn macht. Einige Nebenwirkungen von Phenytoin sind offenbar spiegelabhängig, so dass es wichtig sein kann, den Spiegel in mittleren Bereichen zu halten, damit keine derartigen Nebenwirkungen auftreten. Auch die Erhaltungsdosis richtet sich nach den Blutspiegeln.

Übliche Spiegel in der Dauerbehandlung liegen bei 10-20 mg/l. Spiegel von über 25 mg/l liegen in dem Bereich, bei dem Überdosierungserscheinungen auftreten können. Insbesondere auch aufgrund der Langzeitnebenwirkungen von Phenytoin, die möglicherweise auch von den Spiegeln abhängen, ist es sinnvoll, die Spiegel zu kontrollieren und die Dosis daran anzupassen.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Phenytoin ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft nicht unproblematisch ist.

Aufgrund der vorliegenden Daten kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag Phenytoin eine erhöhte Rate an Fehlbildungen verursachen kann.

Typische Fehlbildungen sind eine verringerte Ausbildung der Finger- und Zehennägel. Auch andere Fehlbildungen traten auf. Daher sollte insbesondere in dieser Zeit die niedrigste Dosis, die Anfälle verhindert, gewählt werden. Da bei der Behandlung mit Phenytoin eine erhöhte Blutungsneigung bei Neugeborenen bekannt ist, sollte die Mutter kurz vor Ende der Schwangerschaft und das Kind nach der Geburt Vitamin K bekommen, das Blutungen verhindern kann.

Umstritten ist, ob eine zusätzliche Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen Nutzen hat. Da dies aber möglich ist, und theoretisch Fehlbildungen des Kindes verhindert werden können, empfehlen wir unseren Patienten diese Einnahme.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Phenytoin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies im Hinblick auf die Anfälle überhaupt erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet Patienten die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Alles über Pregabalin


Das Wichtigste in Kürze:

Pregabalin ist das derzeit neueste Medikament gegen Epilepsie, das in Deutschland zugelassen worden ist.

Es ist als Zusatzmedikament bei fokalen (Herd-)Epilepsien bei Erwachsenen anwendbar. Zusätzlich ist es bei neuropathischem (durch Nervenschädigungen verursachtem) Schmerz wirksam.

Pregabalin kann im Vergleich mit anderen Medikamenten gegen Epilepsie relativ rasch aufdosiert werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen von Pregabalin sind Benommenheit und Schläfrigkeit, Appetit- und Gewichtszunahme, Stimmungsänderungen, verschwommenes Sehen und Schwindel.

Pregabalin ist nur zur Kombination mit anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten zugelassen.

Eine Änderung der Dosierung ist bei Nierenfunktionsstörungen nötig. Pregabalin ist mit anderen Medikamenten verträglich, die Wirksamkeit von Benzodiazepinen und Alkohol wird jedoch verstärkt.

Pregabalin ist ein Medikament, das zwei- oder dreimal pro Tag gegeben werden muss.

Die Wirkung der „Pille“ auf der Basis von Ethinylestradiol oder Norethisteron wird durch Pregabalin nicht abgeschwächt.

In der Schwangerschaft ist Pregabalin aufgrund der fehlenden Daten nicht zugelassen.

Unter welchem Namen ist Pregabalin im Handel erhältlich?

Pregabalin ist als Lyrica® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Pregabalin?

Pregabalin ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.
Die Erregung der Nervenzellen erfolgt an der Zellmembran. Dort sind Kanäle, durch die Blutsalze hindurchtreten. Beispiele sind Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid. Pregabalin wirkt durch die Blockade bestimmter Untereinheiten des Kalziumkanals; hierdurch wird die für Epilepsie typische krankhafte Erregungsleitung gehemmt.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Pregabalin behandeln?

Pregabalin ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien gute Erfolge zeigt. Es kann nur in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden.

Für wen ist Pregabalin zugelassen?

Pregabalin ist als Zusatzmedikament für erwachsene Patienten mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen zugelassen. Pregabalin kann mit allen anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Pregabalin behandelt werden?

Pregabalin darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Pregabalin oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem darf es nicht eingenommen werden bei hereditärer Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel und Glucose-Galactose-Malabsorption. Bei einer Zuckererkrankung (Diabetes mellitus) kann eine Änderung der Medikation gegen Unterzuckerung (Hypoglykämie) nötig sein.
Bei älteren Patienten ist insofern Vorsicht geboten, als es zu einer erhöhten Sturzrate und entsprechend höherer Verletzungsrate kommen könnte.

Wie gut wirkt Pregabalin?

Pregabalin ist ein neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung. In der Kombinationstherapie ist es vergleichbar mit anderen Medikamenten. In ausreichender Dosierung werden je nach Anfallsart, -häufigkeit und -schwere 40-60% der behandelten Patienten gebessert und ca. 5% der zuvor therapieresistenten Patienten anfallsfrei. Pregabalin gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Pregabalin?

Pregabalin ist allgemein gut verträglich.
Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen (mehr als 1% der Patienten) sind nachfolgend aufgeführt.
Es kann ein gesteigerter Appetit mit Gewichtszunahme auftreten. Häufig sind Stimmungsänderungen, das sexuelle Interesse kann reduziert werden. Benommenheit und Schläfrigkeit sind sehr häufig genannt worden. Koordinationsstörungen, Schwindel bis hin zum Trunkenheitsgefühl sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sind ebenfalls häufig. Zittern, Sprechstörungen und Kribbelgefühle, verschwommenes Sehen sind ebenfalls häufig. Es können Verdauungsstörungen und Wassereinlagerungen (Ödeme) vor allem an den Beinen auftreten.

Wie wird Pregabalin aufdosiert?

Pregabalin kann relativ rasch aufdosiert werden.
Üblicherweise beginnt man mit 150 mg/Tag für eine Woche. Danach steigert man bei Bedarf auf 300 mg/Tag, und kann nach einer weiteren Woche auf maximal 600 mg/Tag erhöhen.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Antikonvulsiva wird auch bei Pregabalin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.
Angestrebt werden 150-600 mg/Tag.
Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragenen Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden sollte.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Pregabalin selber wird duch anderen Medikamente nicht beeinflusst und beeinflusst diese ebenfalls nicht, soweit derzeit bekannt. Die Wirkung von Benzodiazepinen (z.B. Valium®) und Alkohol wird jedoch verstärkt.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Blutspiegelbestimmungen werden bei Pregabalin nicht durchgeführt.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.
Pregabalin ist ein Medikament, zu dessen Risikoprofil bezüglich einer Schwangerschaft derzeit keine definitiven Aussagen gemacht werden können, da es hierfür noch zu neu auf dem Markt ist.
Gewöhnlich werden Medikamente über Jahre bei vielen Hundert Schwangerschaften untersucht, bevor eine Aussage getroffen werden kann.
Daher gilt, dass derzeit die Anwendung in der Schwangerschaft kontraindiziert ist und Pregabalin nur gegeben werden soll, wenn der zu erwartende Nutzen das Risiko übersteigt.
Es ist derzeit noch unklar, ob Pregabalin in die Muttermilch übergeht. Das Stillen während der Behandlung mit Pregabalin wird daher nicht empfohlen.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Pregabalin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.


Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.
Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.
Fachinformationen für Ärzte finden sich unter anderem in der Fachinformation des Herstellers. 

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Phenobarbital und Primidon

Zusammenfassung:

Phenobarbital und Primidon werden zusammen besprochen, weil Primidon im Körper in Phenobarbital umgewandelt wird und offenbar keine eigene Wirksamkeit hat; somit gilt das Gesagte auch immer für Primidon, auch wenn nur Phenobarbital erwähnt wird.

Phenobarbital ist eines der ältesten und weltweit am häufigsten (da sehr billig) verwendeten Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel bei der Behandlung von allen Epilepsien, sowohl unmittelbar (primär) generalisierten Anfällen (Grand mal, Absencen, Myoklonusepilepsien) als auch bei solchen fokalen Ursprungs, das heißt Herdepilepsien.

Phenobarbital kann in einer Notfallsituation, das heißt im Status epilepticus, als Rservemedikament gegeben werden, wenn Benzodiazepine und Phenytoin erfolglos waren.

Phenobarbital kann ausgeprägte Nebenwirkungen verursachen, vor allem Müdigkeit, Konzentrations- und Denkstörungen, nach längerer Anwendung auch Wesensveränderungen.

Phenobarbital kann die Wirksamkeit anderer Medikamente abschwächen. Insbesondere muss bedacht werden, dass die Wirkung der Antibabypille durch Phenobarbital abgeschwächt oder aufgehoben werden kann, so dass andere Verhütungsmethoden zusätzlich oder stattdessen Anwendung finden müssen. Auch die Wirkung anderer Medika-mente kann abgeschwächt sein, diese sind im Text unten aufgelistet.

In der Schwangerschaft kann Phenobarbital zu einer erhöhten Rate an Fehlbildungen führen, so dass vor einer Schwangerschaft eine Beratung stattfinden sollte, bei der über eine mögliche medikamentöse Umstellung oder Dosisänderung gesprochen wird.

Aufgrund der vielen Nebenwirkungen ist Phenobarbital heutzutage meist durch modernere Medikamente ersetzt worden. In Entwicklungsländern wird es weiterhin häufig wegen der neidrigen Therapiekosten angewendet.

Unter welchem Namen ist Phenobarbital im Handel erhältlich?

Phenobarbital ist als Luminal® bzw. Luminaletten®, Lepinal® bzw. Lepinaletten®, Primidon als Liskantin®, Mylepsinum® und Resimatil® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Phenobarbital?

Phenobarbital ist ein Medikament, das Nervenzellen an der Ausbildung und Ausbreitung von Erregungen hindert. Verschiedene Salze bzw. ihre Ionen sind an der Erregungsausbreitung bzw. -hemmung im Gehirn beteiligt. Hierbei wirken Natrium und Kalium sowie auch Kalzium bei der Erregungsausbreitung mit, während Chlorid in den Nervenzellen hemmend wirkt. Hierbei ist ein Überträgerstoff, die Gamma-Amino-Buttersäure (GABA,) beteiligt. Dieser Stoff wird in einen Spalt zwischen den Nervenzellen ausgeschüttet und führt an der banachbarten Zelle dazu, dass mehr Chlorid in die Zelle einströmt und sie damit weniger erregbar wird.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Phenobarbital behandeln?

Phenobarbital ist ein Medikament, das in der Behandlung aller Anfallsformen, also bei generalisierten (Grand mal) Epilepsien, und bei herdförmigen Epilepsien eingesetzt wird. Einfach-fokale, komplex-fokale und sekundär generalisierte Anfälle (Grand mal) sind gleichermaßen durch Phenobarbital wirksam behandelbar.

Für wen ist Phenobarbital zugelassen?

Phenobarbital ist für Patienten mit generalisierten (Grand mal), fokalen und sekundär generalisierten Anfällen zugelassen. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Phenobarbital wirkt auch als Infusionslösung in der Notfallsituation, z.B. im Status epilepticus.

Wer darf nicht mit Phenobarbital behandelt werden?

Phenobarbital darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen Phenobarbital oder einen der Hilfsstoffe bekannt ist.

Bei Alkohol-, Schlaf- oder Schmerzmittelvergiftung, Vergiftung durch andere die Psyche beeinflussende Medikamente darf Phenobarbital nicht gegeben werden. Bei hepatischer Porphyrie (einer seltenen Lebererkrankung), schweren Leber-, Nieren- oder Herzfunktionsstörungen sollte Phenobarbital ebenfalls nicht eingesetzt werden.

Wie gut wirkt Phenobarbital?

Phenobarbital ist nach wie vor eines der weltweit am häufigsten eingesetzten Medikamente in der Behandlung aller Epilepsien.

Phenobarbital ist gegen alle Anfallsformen gut wirksam, und es liegen langjährige Erfahrungen mit diesem Wirkstoff vor.

Eine Besonderheit ist die epileptische Notfallsituation, das heißt z.B. ein Status epilepticus oder eine Anfallsserie. Da Phenobarbital als Infusion gegeben werden kann, ist es im fokalen (herdförmigen) Status epilepticus ohne oder mit Generalisierung (Grand mal) einsetzbar und hier noch immer eins der wirksamsten Medikamente.

In der Reihenfolge der Behandlung des Status epilepticus kommt es allerdings erst nach Benzodiazepinen, Phenytoin oder Valproinsäure.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Phenobarbital?

Phenobarbital ist ein Medikament, das relativ ausgeprägte Nebenwirkungen verursachen kann. Diese sind zumeist dosisabhängig. Niedrige Dosierungen werden in aller Regel gut vertragen.

Insbesondere eine starke Dämpfung mit ausgeprägter Müdigkeit, Benommenheit, verringerter Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Schwindel, und Störungen der Bewegungskoordination sind typisch. Zudem kam es in der Vergangenheit zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, allergischen Reaktionen, Lichtempfindlichkeit der Haut, Leber-, Nieren- und Knochenmarksschäden. Bei Langzeitanwendung kommt es gelegentlich zu Störungen der Blutbildung.

Wie wird Phenobarbital bei der Erstbehandlung aufdosiert?

Phenobarbital kann schnell aufdosiert werden. Direkt zu Beginn kann mit 300 mg pro Tag begonnen werden, dies ist auch eine übliche Dosis in der Dauertherapie. Kinder bis zum 12. Lebensjahr erhalten 2 mg pro Kilogramm pro Tag. Diese Dosis kann alle 3 Tage um 1 mg pro Kilogramm erhöht werden, bis eine gute Einstellung anhand der Spiegel besteht.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Eine Erhaltungsdosis von 100-250 mg pro Tag ist bei Erwachsenen üblich. Bei Kindern gibt man 5-7 mg/kg pro Tag.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Medikamenten gegen Epilepsie)?

Phenobarbital ist ein hepatischer Enzyminduktor. Dies bedeutet, dass durch Phenobarbital der Abbau verschiedener anderer Medikamente in der Leber beschleunigt wird. Dort werden Körpereiweiße, die am Abbau verschiedender Substanzen (unter anderem Medikamente) beteiligt sind, angeregt und dadurch die Verweildauer der Substanzen im Körper gesenkt.

Phenobarbital hat eine Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, so dass hier nur die wichtigsten genannt werden können. Die Wirkung von Phenobarbital wird durch Folsäure verringert.

Die Konzentration von Phenobarbital im Körper wird durch Marcumar, Benzodiazepine, Magenmedikamente wie Ranitidin, Valproinsäure und Sultiam sowie trizyklische Antidepressiva, Medikamente gegen Depressionen, Sulfonamide sowie einige andere Medikamente erhöht.

Phenobarbital selber wird im Körper durch Säurehemmende Medikamente für den Magen, Ciprofolxacin, ein Antibiotikum, Carbamazepin, und Alkohol verringert.

Durch Phenobarbital wird die Kozentration von Rifampicin (einem Tuberkulosemittel) im Körper gesteigert. Die Konzentrationen von Marcumar, Verapamil, Doxycyclin, Theophyllin, Kortisonpräparaten, Antidepressiva, Lamotrigin, Carbamazepin, Digoxin und Valproinsäure wird verringert.

Besonderes wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Phenobarbital die Wirkung der Antibabypille aufheben kann und eine sichere Verhütung nicht mehr gewährleistet ist, so dass nur noch gewisse Antibabypillen wirksam sind und andere Verhütungsmethoden stattdessen oder zusätzlich ergriffen werden müssen.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Das kann tatsächlich manchmal sinnvoll sein. In der Aufdosierungsphase kann überprüft werden, welche Blutspiegel mit einer bestimmten Dosis erreicht werden. Treten Nebenwirkungen ein, kann man abschätzen, bis zu welcher Dosis bzw. bis zu welchem Spiegel das Medikament ohne Probleme vertragen wurde. Dies ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, ein Medikament als unwirksam zu betrachten und ggf. auf ein anderes umzustellen. Weiterhin machen Spiegelkontrollen dann Sinn, wenn der Arzt überprüfen will, ob der Patient das Medikament auch regelmäßig nimmt, denn es gibt einige Patienten, die hier unachtsam sind und bei denen ein Medikament durchaus wirksam wäre, wenn es regelmäßig genommen würde. Hier darf dann nicht das Medikament angeschuldigt werden, nicht wirksam zu sein.

Auch zur Überprüfung der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten ist eine Spiegel-bestimmung sinnvoll.

Die üblichen Spiegel, die mit Phenobarbital erreicht werden, liegen zwischen 15 und 40 mg/l.Die Primidon-Spiegel liegen zwischen 5 und 12 mg/l.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch Anfälle und auch durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Phenobarbital ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft nicht unproblematisch ist.

Aufgrund der vorliegenden Daten kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere zwischen dem 20. und 40. Schwangerschaftstag Phenobarbital eine erhöhte Rate an Fehlbildungen verursachen kann.

Typische Fehlbildungen sind eine verringerte Ausbildung der Finger- und Zehennägel. Auch andere Fehlbildungen traten auf. Daher sollte insbesondere in dieser Zeit die niedrigste Dosis, die Anfälle verhindert, gewählt werden. Da bei der Behandlung mit Phenobarbital eine erhöhte Blutungsneigung bei Neugeborenen bekannt ist, sollte die Mutter kurz vor Ende der Schwangerschaft und das Kind nach der Geburt Vitamin K bekommen, das Blutungen verhindern kann.

Umstritten ist, ob eine zusätzliche Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen Nutzen hat. Da dies aber möglich ist, und theoretisch Fehlbildungen des Kindes verhindert werden können, empfehlen wir unseren Patienten diese Einnahme.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Phenobarbital kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies im Hinblick auf die Anfälle überhaupt erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet Patienten die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Sultiam

Zusammenfassung:

Sultiam ist ein Medikament dass überwiegend bei der Behandlung der Rolando-Epilepsie des Kindes- und Jugendalters angewendet wird.

Bei fokalen Epilepsien des Erwachsenenalters (aus einem Herd entspringende Anfälle) kann es als Reservepräparat in der Kombinationstherapie eingesetzt werden

Sultiam ist allgemein gut verträglich. Häufigere Nebenwirkungen sind Magenbeschwerden, Kribbeln in Händen, Füßen und Gesicht, beschleunigte Atmung, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Doppelbilder, Schluckauf und Gewichtsverlust.

Sultiam kann zu einer allergischen Reaktion führen. Bei Auftreten von Fieber, Lymphknotenschwellungen, Halsschmerzen oder grippeartigen Beschwerden unter der Behandlung mit Sultiam oder Hautausschlag sollte unverzüglich der behandelnde Arzt aufgesucht werden.

Sultiam kann die Spiegel von Phenytoin und Lamotrigin im Blut erhöhen. Bei einer Begleitmedikation mit Primidon können die Nebenwirkungen von Sultiam verstärkt werden.

Während der Behandlung mit Sultiam sollte kein Alkohol getrunken werden.

In der Schwangerschaft und der Stillzeit darf Sultiam nicht angewendet werden.

Unter welchem Namen ist Sultiam im Handel erhältlich?

Sultiam ist als Ospolot® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Sultiam?

Sultiam ist ein Medikament, das hauptsächlich die Erregungsleitung in Nervenzellen hemmt. Es wirkt über die Hemmung eines Enzyms in den Nervenzellen, der Carboanhydrase.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Sultiam behandeln?

Sultiam ist nur zur Behandlung der Rolando-Epilepsie bei Patienten zugelassen, bei denen ein anderes Medikament keinen Erfolg hatte.

Bei anderen Anwendungen, z.B. als Zusatzmedikament bei Herdepilepsien des Erwachsenenalters ist es mit individueller Absprache und Einverständnis des Patienten anwendbar.

Für wen ist Sultiam zugelassen?

Sultiam ist nur zur Behandlung bei Patienten mit Rolando-Epilepsie zugelassen. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht.

Wer darf nicht mit Sultiam behandelt werden?

Sultiam darf bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Sultiam oder andere Sulfonamide oder gegen Hilfsstoffe des Arzneimittels nicht gegeben werden. Zudem sollte es nicht eingesetzt werden bei bekannter akuter Porphyrie, Schilddrüsenüberfunktion oder bekanntem Bluthochdruck.

Bei bestehender gestörter Nierenfunktion oder vorbestehenden psychiatrischen Erkrankungen sollte es ebenfalls nicht gegeben werden.

Wie gut wirkt Sultiam?

Sultiam kann bei der Behandlung der Rolando-Epilepsie bislang nicht anfallsfreie Patienten zufriedenstellend in der Anfallsfrequenz senken bzw. zur Anfallsfreiheit führen.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Sultiam?

Sultiam hat bei ca. 10% der Patienten Magenbeschwerden als Nebenwirkung. Kribbeln in Händen, Füßen und Gesicht, beschleunigte Atmung, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Doppelbilder, Schluckauf und Gewichtsverlust, Herzenge und Appetitlosigkeit traten dosisabhängig auf.

Wie wird Sultiam bei der Erstbehandlung aufdosiert?

Sultiam kann schneller aufdosiert werden als die meisten anderen Mittel gegen Epilepsie. Die Dosis in der Dauerbehandlung beträgt 5-10 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Diese Dosis kann schrittweise innerhalb einer Woche erreicht werden.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Medikamenten gegen Epilepsie, wird auch bei Sultiam zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert. Bei Sultiam errechnet sich die Dosis aus dem Körpergewicht. Hierbei gelten 5-10 mg/kg Körpergewicht, verteilt auf 3 Einzelgaben, als Regel. Für einen ca. 50 kg schweren Jugendlichen wären das z.B. 250-500 mg pro Tag.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Anti-Epilepsie-Medikamente bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn dies passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau reduziert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Medikament stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Medikamenten gegen Epilepsie)?

In der Kombination mit Phenytoin kann der Phenytoin-Spiegel deutlich erhöht werden. Auch der Lamotrigin-Spiegel im Blut kann ansteigen. Die Intensität der Sultiam-Nebenwirkungen kann bei einer Kombination mit Primidon zunehmen. Auf Alkohol sollte während der Behandlung verzichtet werden.

Die Wirkung der Anti-Baby-Pille wird nicht beeinflusst.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Blutspiegelkontrollen sind bei Sultiam nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch Anfälle und auch durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Sultiam darf nach Angaben des Herstellers in Schwangerschaft und Stillzeit nicht gegeben werden, sondern es muss auf ein anderes Medikament umgestellt werden.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Sultiam kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies im Hinblick auf die Anfälle überhaupt erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet Patienten die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Tiagabin

Zusammenfassung:

Tiagabin ist eines der neueren Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel, das bei Herdepilepsien in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden kann.

Tiagabin ist allgemein gut verträglich. Häufigere Nebenwirkungen sind beispielsweise Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, unsicherer Gang und Augenzittern.

Tiagabin wird verdächtigt, bei einzelnen Patienten einen non-konvulsiven Status

epilepticus ausgelöst zu haben (Zustand mit Orientierungslosigkeit).

Tiagabin kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werdent.

Tiagabin sollte dreimal täglich eingenommen werden.

Tiagabin wird durch andere Medikamente in der Wirksamkeit beeinflusst. Insbesondere wird es durch die Anti-Epilepsie-Mittel Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin in seiner Wirksamkeit abgeschwächt.

Tiagabin wird auch durch Rifampicin in der Wirksamkeit abgeschwächt.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Tiagabin nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht notwendig erscheint.

Zur Frage der Gabe in der Schwangerschaft liegen derzeit noch nicht genügend Daten vor, um eine endgültige Aussage treffen zu können. Es liegen jedoch keine Befunde vor, die eine erhöhte Fehlbildungsrate nahelegen würden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Tiagabin in der Schwangerschaft grundsätzlich unproblematisch ist.

Unter welchem Namen ist Tiagabin im Handel erhältlich?

Tiagabin ist als Gabitril® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Tiagabin?

Tiagabin ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.

Es gibt zwischen Nervenzellen verschiedene chemische Substanzen, die die Erregung von einer Zelle auf die andere übertragen. Hierbei gibt es Substanzen, die eine Erregung der nachfolgenden Zelle verstärken (z.B. Glutamat) und solche, die in nachfolgenden Zellen die Erregung hemmen (z.B. GABA). Tiagabin verhindert die Wiederaufnahme von GABA in die Nervenzellen, so dass mehr von dieser hemmenden Substanz zwischen den Nervenzellen vorliegt. Dadurch wird die Ausbreitung von Erregungen zwischen Nervenzellen gehindert.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Tiagabin behandeln?

Tiagabin ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien eingesetzt wird. Es kann nur in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden. Bei primär generalisierten Epilepsien wie Absencen ist Tiagabin nicht wirksam und darf daher nicht eingesetzt werden, kann diese Epilepsie-Formen sogar verstärken.

Für wen ist Tiagabin zugelassen?

Tiagabin ist für Patienten ab 12 Jahren mit fokalen (von einem Herd ausgehenden) und sekundär generalisierten (sich auf das gesamte Gehrin ausbreitenden) Anfällen als Zusatzmedikament zugelassen. Tiagabin kann mit vielen anderen Medikamenten gegen Epilepsie gut kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Tiagabin behandelt werden?

Tiagabin darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Tiagabin oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es bei Kindern unter 12 Jahren nicht gegeben werden.

Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen sollen Tiagabin auch nicht erhalten.
Bei Patienten mit Verhaltensstörungen, Angst oder Depression sollte Tiagabin nur mit Vorsicht gegeben werden. Ebenfalls nicht gegeben werden sollte Tiagabin bei Galaktosämie, Lapp-Lactase-Magel, Glucose-Galactose-Malabsorption (alles sehr seltene Stoffwechselerkrankungen).

Wie gut wirkt Tiagabin?

Tiagabin ist ein neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Erfahrung noch nicht so groß wie mit z.B. Valproinsäure oder Carbamazepin. Tiagabin scheint nicht die Wirkstärke zu haben wie Carbamazepin, das ebenfalls bei Herdepilepsien gegeben werden kann. Trotzdem ist Tiagabin als gut wirksames Medikament zu betrachten.

Tiagabin gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion z.B. in der Notfallsituation im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Tiagabin?

Tiagabin ist allgemein gut verträglich.

Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Zittrigkeit, Müdigkeit, depressive Verstimmungen, Konzentrationsstörungen. Seltenere Nebenwirkungen sind Gesichtsfeldeinschränkungen, Wahnvorstellungen, Störungen der Blutgerinnung und ein non-konvulsiver Status epilepticus.

Wie wird Tiagabin aufdosiert?

Üblicherweise beginnt man bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren mit 5-10 mg/Tag und steigert wöchentlich um 5-10 mg auf zunächst 15-30 mg/Tag (bei Begleitmedikation mit Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin 30-50 mg/Tag), maximal bis 70 mg/Tag

Die jeweiligen Tagesgesamtdosen müssen auf 3 Einnahmen verteilt werden.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Tiagabin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden Dosisbereiche zwischen 15 und 50 mg pro Tag, s.o. In Einzelfällen konnten bis zu 70 mg/Tag gegeben werden.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Tiagabin verhält sich weitgehend neutral in Kombination mit anderen Medikamenten. Ein Einfluss auf andere Anti-Epilepsie-Medikamente ist nicht bekannt.

Phenytoin, Phenobarbital und Carbamazepin können die Blutspiegel von Tiagabin um etwa die Hälfte senken, ebenso Rifampicin.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Spiegelkontrollen von Tiagabin sind nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Tiagabin ist ein Medikament, über das man in der Schwangerschaft derzeit keine sicheren Aussagen machen kann.

Es liegen zwar keine Berichte über eine Häufung von Fehlbildungen während der Behandlung mit Tiagabin vor, aber dies heißt nicht, dass Tiagabin in der Schwangerschaft empfohlen werden kann. Daher kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Tiagabin in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Vor Eintreten einer Schwangerschaft sollte ein Beratungsgespräch stattfinden, um zu klären, ob der Nutzen das Risiko übersteigt und Tiagabin weiterhin gegeben werden soll. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament ist nur möglich, wenn rechtzeitig vor einer Schwangerschaft mit der Umstellung begonnen wird.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Tiagabin nehmen, aktuell empfohlen werden sollte. Da dies jedoch möglich ist, wird es derzeit den Patientinnen empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Tiagabin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Topiramat

Zusammenfassung:

Topiramat ist ein neues Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel der ersten Wahl bei allen Formen der Epilepsie.

Es führt bei Neueinstellungen bei richtigem Einsatz in über 60% zu dauerhafter Anfallsfreiheit.

Topiramat ist allgemein gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind Müdig-keit, Schwindel, Gewichts-abnahme und Kribbelgefühle an Händen und Füßen. Selten kann es zur Bildung von Nierensteinen kommen.

Topiramat wird als einziges Medikament (Monotherapie) und als Zusatzmedikament in der Behandlung aller Epilepsieformen eingesetzt.

Topiramat kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist.

Topiramat ist ein Medikament, das nur zweimal pro Tag gegeben werden muss.

Topiramat kann durch andere Medikamente in seiner Wirksamkeit beeinflusst werden. Bei gleichzeitiger Anwendung von Carbamazepin oder Phenytoin oder Barbituraten sollte eine Dosiserhöhung von Topiramat vorgenommen werden.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Topiramat bis zu einer Dosis von 200 mg/Tag (in der Monotherapie) nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nur oberhalb dieser Dosis nötig ist.

In der Schwangerschaft kann Topiramat nach den vorliegenden Daten angewendet werden. Die verfügbaren Daten sind jedoch noch zu gering um eine genaue Risikoein-schätzung vornehmen zu können.

Unter welchem Namen ist Topiramat im Handel erhältlich?

Topiramat ist als Topamax® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Topiramat?

Topiramat ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen auf verschiedenen Ebenen hemmt.

In Nervenzellen sind verschiedene Ionen, das heißt Bestandteile von Blutsalzen, für die Vermittlung der Erregung zuständig. Beispiele sind Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid. Durch kleine Kanäle in der Wand einer Nervenzelle kann Natrium in die Zellen gelangen und zu einer "Umpolung" der Spannung über der Zellmembran führen von innen negativ zu innen positiv. Durch diesen Vorgang wird die Erregung in Nervenzellen geleitet. Durch die Blockade dieser Kanäle hemmt Topiramat die Ausbreitung einer Erregung in Nervenzellen.

Zudem verhindert es die Übertragung von Erregungen von einer Nervenzelle auf die andere, indem es die Überträgersubstanz Glutamat hemmt. Zudem wird die Wirkung hemmender Nervenimpulse verstärkt. Zwei weitere Wirkmechnaismen sind bekannt, nämlich die Hemmung eins Enzyms, der so genannten Carboanhydrase, und die Beeinflussung von Kalzium-Kanälen in der Zellwand.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Topiramat behandeln?

Topiramat ist ein Medikament, das in der Behandlung sowohl herdförmiger als auch generalisierter Epilepsien gute Erfolge zeigt. Es kann als einziges Medikament gegeben werden (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Medikamenten. Insgesamt ist Topiramat ein Medikament mit breiter Wirksamkeit gegen Epilepsie, so dass es bei nahezu allen Patienten eingesetzt werden kann.

Für wen ist Topiramat zugelassen?

Topiramat ist für Patienten ab 2 Jahren zugelassen zur Behandlung neu festgesteller Epilepsie oder zur Zusatzbehandlung bei fokalen Anfällen, primär generalisierten tonisch-klonischen Anfällen und beim Lennox-Gastaut-Syndrom.

Wer darf nicht mit Topiramat behandelt werden?

Topiramat darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Topiramat oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Zudem sollte es bei Kindern unter 2 Jahren nicht gegeben werden, da zu wenig Erfahrungen vorliegen. Vorsichtig sollte man sein bei Patienten mit Nierensteinen oder schweren Leberfunktionsstörung. Bei Schwangeren sollte der Einsatz sorgfältig überdacht werden.

Wie gut wirkt Topiramat?

Topiramat ist ein neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Erfahrung insbesondere in der Langzeitbehandlung noch nicht so groß. Trotzdem kann man sagen, dass Topiramat in der Behandlung generalisierter Epilepsieformen in der Monotherapie genauso gut wirkt wie Valproinsäure. Bei herdförmigen Epilepsien wirkt es genauso gut wie Carbamazepin. In der Kombinationstherapie ist es vergleichbar mit anderen Medikamenten. In ausreichender Dosierung werden je nach Anfallsart bis über 60% der Patienten in einer ersten Monotherapie, das heißt bei Behandlung mit Topiramat als einzigem Medikament, anfallsfrei. Topiramat gibt es nur als Tabletten, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion z.B. im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Ein Vorteil von Topiramat ist, dass es gut mit anderen Medikamenten kombiniert werden kann.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Topiramat?

Topiramat ist allgemein gut verträglich.

Es kann zu Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Schwindel und Kribbelmissempfindungen in Händen und Füßen kommen. Selten sind Gedächtnisstörungen und das Auftreten von Nierensteinen, das bei weniger als 1,0% der Patienten auftritt. Müdigkeit, Sprach- oder Sprechstörungen und eine Verlangsamung in der Aufdosierung gehen im Allgemeinen zurück, wenn das Medikament langsamer aufdosiert wird. Weiterhin kommen Appetitarmut, Kopfschmerzen, Doppelbilder und Stimmungsschwankungen vor.

 Wie wird Topiramat aufdosiert?

Topiramat sollte langsam aufdosiert werden, damit Nebenwirkungen nicht oder nur leicht auftreten.

Üblicherweise beginnt man mit 25 mg/Tag in der ersten Woche. Danach steigert man um 25 mg/Tag wöchentlich.

Bei Kindern gibt man 0,5-1 mg/kg Körpergewicht pro Tag und steigert dann alle 1-2 Wochen um 0,5-1 mg/kg.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Topiramat zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden folgende Dosisbereiche:

In der Monotherapie bei Erwachsenen gelten 100 mg als erste Zieldosis; Topiramat kann aber auch auf bis zu 200 mg/Tag (Monotherapie) gesteigert werden. In der Zusatztherapie ist die übliche Dosis 200-400 mg/Tag wenn Topiramat mit Carbamazepin oder Phenytoin oder Barbiturat kombiniert wird.

Bei Kindern gibt man in der Monotherapie zunächst 3-6 mg/kg pro Tag, in der Kombination mit anderen Medikamenten 5-9 mg/kg pro Tag, aber Dosierungen bis zu 30 mg/kg pro Tag wurden schon gegeben und allgemein gut vertragen.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Topiramat selber wird durch anderen Medikamente beeinflusst. Medikamente, die in der Leber den Abbau von anderen Substanzen beschleunigen, z.B. die Anti-Epilepsie-Medikamente Carbamazepin und Phenytoin, verringern die Verweildauer von Topiramat im Körper, so dass die Dosis vom Topiramat erhöht werden muss. Die Spiegel von Digoxin, einem Herz-Präparat, können unter Topiramat absinken, so dass Spiegelkontrollen und ggf. eine Dosisanpassung nötig sind. Metformin, ein Diabetes-Medikament, kann unter Behandlung mit Topiramat ansteigen, so dass die Kontrolle der Zuckerwerte und der Einstellung der Zuckerkrankheit engmaschig erfolgen sollten.

Andere Medikamente, die zu Nierensteinen führen können, sollten mit Vorsicht eingesetzt werden. Dies sind insbesondere Triamteren, Zonisamid, Acetazolamid und Vitamin C in einer Dosis von mehr als 2 g/Tag (mehr als ½ Teelöffel).

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Eine Kontrolle von Topiramat-Spiegeln ist nicht sinnvoll oder nötig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Topiramat ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft derzeit gegeben werden kann. Es muss allerdings gesagt werden, dass die Datenlage noch nicht abschleißend beurteilt werden kann, da noch nicht genügend Schwangerschaftsverläufe untersucht sind, um endgültige Aussagen treffen zu können.

Die bisherigen Daten aus menschlichen Schwangerschaften legen bisher den Verdacht nicht nahe, dass Topiramat eine schädigende Wirkung hat. Allerdings gibt es Tierversuche, bei dem es zu einer erhöhten Fehlbildungsrate gekommen ist. Daher ist es derzeit nicht möglich, eine endgültige Einschätzung zu Topiramat in der Schwangerschaft zu geben. Ein Beratungsgespräch vor einer Schwangerschaft ist in jedem Fall anzuraten.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Topiramat nehmen, aktuell empfohlen werden sollte.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Topiramat kann, insbesondere bei hoher Dosierung das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Valproinsäure

Zusammenfassung:

Valproinsäure ist eines der weltweit am häufigsten verwendeten Medikamente gegen Epilepsie und ein Mittel der ersten Wahl bei allen Epilepsien, insbesondere bei generalisierten Epilepsieformen.

Sie führt bei Neueinstellungen bei richtigem Einsatz in über 60% zu dauerhafter Anfallsfreiheit.

Besonders geeignet ist Valproinsäure bei der Therapie von so genannten idiopathisch-generalisierten Epilepsieformen wie Aufwach-Grand-Mal, Absencen und jugendlicher myoklonischer Epilepsie.

Valproinsäure ist allgemein gut verträglich, als häufigste Nebenwirkungen kommt es zu Zittern, Gewichtszunahme und Haarausfall, der sich allerdings beim Absetzen des Medikaments zurückbildet.

Im Kindesalter kann es bei Vorliegen einer Vorschädigung der Leber zu einem tödlich endenden Leberzerfall kommen.

Valproinsäure kann prinzipiell mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werden, wenn dies notwendig ist.

Valproinsäure gibt es in einer Retardform, das heißt, dass das Medikament verzögert in den Darm abgegeben und in das Blut aufgenommen wird und die Spiegel im Blut daher gleichmäßiger sind. Dies verringert Nebenwirkungen und ist daher zu empfehlen.

Valproinsäure kann die Wirksamkeit anderer Medikamente beeinflussen. Gerinnungshemmende Medikamente wie Marcumar können in ihrer Wirkung erheblich verstärkt werden, so dass in diesem Fall besondere Vorsicht und eine Dosisanpassung geboten sind.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Valproinsäure nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht nötig ist.

In der Schwangerschaft kann Valproinsäure zu einer erhöhten Rate an Fehlbildungen führen, so dass am besten schon vor einer Schwangerschaft eine Beratung stattfinden sollte, bei der über eine mögliche medikamentöse Umstellung oder über eineDosis-änderung gesprochen wird.

Unter welchem Namen ist Valproinsäure im Handel erhältlich?

Valproinsäure ist als Ergenyl ® und unter verschiedenen anderen Namen von Nachahmerfirmen in Deutschland erhältlich. Es liegt auch in retardierter Form vor; diese wird häufig aufgrund einer besseren Verträglichkeit vorgezogen.

Wie wirkt Valproinsäure?

Valproinsäure ist ein Medikament, das über die Verstärkung der Hemmung von Nervenzellen wirkt.

In Nervenzellen sind verschiedene Ionen, das heißt Bestandteile von Blutsalzen, für die Vermittlung der Erregung zuständig. Beispiele sind Natrium, Kalium, Kalzium und Chlorid. Durch kleine Kanäle in der Wand einer Nervenzelle kann Chlorid in die Zelle gelangen und dort die Erregung hemmen. Dieser Vorgang wird durch Valproinsäure verstärkt.

Zudem blockiert Valproinsäure die Erregung, die durch den Ein- bzw. Ausstrom von Natrium- oder Kalziumionen durch kleine Poren in den Membranen der Nervenzellen entsteht.

Durch diese Mechanismen wird die Entstehung bzw. Ausbreitung epileptischer Entladungen verhindert.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Valproinsäure behandeln?

Valproinsäure ist das klassische Medikament in der Behandlung generalisierter Anfallsformen, das gesamte Gehirn betreffende Anfälle. Zudem ist Valproinsäure auch bei allen Herdepilepsien (fokalen Epilepsien) gut wirksam. Insgesamt ist Valproinsäure eins der Medikamente gegen Epilepsie mit der breitesten Wirksamkeit, so das sie bei nahezu allen Patienten eingesetzt werden kann.

Für wen ist Valproinsäure zugelassen?

Valproinsäure ist für Patienten mit generalisierten Anfallsformen, fokalen und sekundär generalisierten Anfällen sowie bei gemischten Epilepsien zugelassen. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Valproinsäure kann mit allen anderen Medikamenten gegen Epilepsie kombiniert werden.

Wer darf nicht mit Valproinsäure behandelt werden?

Valproinsäure darf nicht gegeben werden bei Lebererkrankungen in der Vergangenheit oder der Familie oder schweren Leber- oder Bachspeicheldrüsen-Funktionsstörungen. Zudem darf sie nicht gegeben werden, wenn bei Geschwistern oder in der eigenen Vergangenheit Unverträglichkeitsreaktionen gegen Valproinsäure aufgetreten sind. Ebenso darf sie bei hepatischer Porphyrie (einer seltenen Lebererkrankung) und Blutgerinnungsstörungen nicht gegeben werden.

Wie gut wirkt Valproinsäure?

Valproinsäure ist nach wie vor eines der Standardmedikamente in der Behandlung aller Epilepsien, sowohl der generalisierten als auch der herdförmigen. In ausreichender Dosierung werden je nach Anfallsart bis über 60% der Patienten in einer ersten Monotherapie, das heißt bei Behandlung mit Valproinsäure als einzigem Medikament, anfallsfrei. Die Wirksamkeit ist bei idiopathisch-generalisierten Epilepsien (Aufwach-Grand-mal, Absencen, jugendlicher myoklonischer Epilepsie) besser als bei Herdepilepsien (fokalen Epilepsien).

Hervorzuheben ist, dass es Valproinsäure auch als Infusionslösung gibt. Dies ermöglicht den Einsatz in der Notfallsituation, z.B. bei Anfallsserien. Hier stellt Valproinsäure neben Phenytoin, Benzodiazepinen und Barbituraten eine Alternative dar, die in der Regel ebenso gut wirkt, aber weniger Nebenwirkungen hat, so dass Valproinsäure in dieser Notfallsituation zunehmend eingesetzt wird.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Valproinsäure?

Valproinsäure ist allgemein recht gut verträglich. Häufig kommt es bei der Behandlung zu Gewichtszunahme oder Haarausfall, also vor allem zu kosmetischen Nebenwirkungen. Bei manchen Patienten kann es zu Verträglichkeitsproblemen im Magen-Darm-Bereich kommen.

Die Gewichtszunahme kann stetig sein und tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Bei Frauen findet sich nicht selten ein erhöhter Spiegel des männlichen Geschlechtshormons Testosteron. Ob es zur Bildung polyzystischer Ovarien (mehrere Zysten in den Eierstöcken, die Beschwerden bis hin zur Unfruchtbarkeit verursachen können) kommt, ist bisher nicht sicher belegt.

Valproinsäure kann einen tödlich verlaufenden Leberzerfall fast ausschließlich im Kindesalter verursachen. Das ungefähre Risiko beträgt: 1:600 bei Kindern <2 Jahren, 1:8000 bei Kindern im Alter von 3-10 Jahren, 1:10000 bei Jugendlichen, um ca. 1:50000 bei Erwachsenen. Besonders hohe Risiken entstehen diesbezüglich bei Vorliegen einer Vorschädigung der Leber oder Stoffwechselerkrankungen, bei Entwicklungsverzögerung oder bei einer Behandlung mit vielen Anti-Epilepsie-Medikamenten. Frühzeichen, die zumeist 1-4 Monate nach Behandlungsbeginn auftreten, sind Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit, gefolgt von Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten, Blutungen, Wasseransammlung in den Beinen oder im Bauchraum. Ein Aufhalten des Leberzerfallsprozesses ist lediglich in der Frühphase durch abruptes und vollständiges Absetzen des Medikaments möglich. Nachdem die Lebervorschädigung und auch Lebererkrankungen in der Familie als Risikofaktor erkannt wurden, wurden nur noch wenige Todesfälle unter Valproinsäure registriert.

In seltenen Fällen kann Valproinsäure zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen. Selten treten Blutgerinnungsstörungen auf; in jedem Fall muss der Arzt vor einer geplanten Operation darüber informiert sein, wenn ein Patient Valproinsäure nimmt, damit ggf. die Gerinnungswerte kontrolliert werden können. Ebenfalls selten finden sich erhöhte Cholesterinwerte im Blut.

Wie wird Valproinsäure aufdosiert?

Valproinsäure wird üblicherweise langsam aufdosiert, kann im Bedarfsfall jedoch auch schnell aufdosiert werden. Bei der Tabletteneinnahme werden in der Regel 300 mg alle 3-5 Tage zugegeben. Bei Dosierungen im Bereich zwischen 900 und 1500 mg am Tag bedeutet dies eine Aufdosierungsphase von ca. 6-12 Tagen. In letzter Zeit hat sich jedoch aufgrund der Möglichkeit, Valproinsäure auch in die Vene zu geben, eine weitere Aufdosierungsmöglichkeit ergeben. Hierbei kann an 2 Tagen das Medikament als Infusion gegeben werden, um danach als Tablette weitergenommen zu werden. Dies bedeutet, dass die komplette Aufdosierungsphase auf 4 Tage begrenzt werden kann, was die Verweildauer z.B. im Krankenhaus deutlich verringert. Diese Behandlung wird allerdings in den meisten Krankenhäusern noch nicht angeboten. Diese rasche Aufdosierung führt voraussichtlich nicht zu häufigeren Nebenwirkungen.

Kinder beginnen mit 5 mg pro kg am Tag, mit einer Erhöhung um ca. 5 mg/kg alle 3-5 Tage.

Es gibt retardierte Valproinsäure, was bedeutet, dass sie im Magen-Darm-Trakt nicht sofort aufgelöst und ins Blut aufgenommen wird, sondern langsam abgegeben wird.

Retardpräparate sollten wegen der Möglichkeit einer zweimaligen täglichen Einnahme und der geringer ausgeprägten Anschwemmung im Blut nach der Einnahme mit geringeren nachfolgenden Spitzenspiegeln bevorzugt werden, was die Verträglichkeit verbessert.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Antikonvulsiva, wird auch bei Valproinsäure zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert. Insgesamt können Tagesdosen zwischen 900 und 2000 mg bei Erwachsenen gegeben werden. Bei Kindern 20-30 mg/kg Körpergewicht.

Im Einzelfall muss diese generelle Empfehlung nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Valproinsäure ist ein hepatischer Enzyminhibitor. Dies bedeutet, dass durch Valproinsäure der Abbau anderer Medikamente in der Leber verzögert werden kann. Hiervon betroffen sind u.a. Phenobarbital und Lamotrigin als andere Anti-Epilepsie-Medikamente. Andererseits kann die Konzentration von Valproinsäure im Blut durch Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital gesenkt werden. Besonderes wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Valproinsäure die Wirkung von Marcumar erheblich verstärken kann. Daher ist bei Einnahme von Marcumar unbedingt eine engmaschige Kontrolle der Gerinnungswerte notwendig; die Dosis von Marcumar muss teilweise erheblich gesenkt werdn. Die Wirkung der Antibabypille wird durch Valproinsäure nicht beeinflusst.

In Kombination mit Valproinsäure muss Lamotrigin wesentlich langsamer und auf 50% niedrigere Höchstdosen aufdosiert werden, damit es zu keinen allergischen Reaktionen oder Überdosierungen kommt.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Die kann tatsächlich manchmal sinnvoll sein. In der Aufdosierungsphase kann überprüft werden, welche Blutspiegel mit einer bestimmten Dosis erreicht werden. Treten Nebenwirkungen ein, kann man abschätzen, bis zu welcher Dosis bzw. bis zu welchem Spiegel das Medikament ohne Probleme vertragen wurde. Dies ist auch dann wichtig, wenn es darum geht, ein Medikament als bei einem Patienten unwirksam zu betrachten und ggf. auf ein anderes umzustellen. Weiterhin machen Spiegelkontrollen dann Sinn, wenn der Arzt überprüfen will, ob der Patient das Medikament auch regelmäßig nimmt, denn es gibt einige Patienten, die hier unachtsam sind und bei denen ein Medikament durchaus wirksam wäre, wenn es regelmäßig genommen würde. Hier darf dann nicht das Medikament angeschuldigt werden, nicht wirksam zu sein.

Auch zur Überprüfung der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten ist eine Spiegelbestimmung sinnvoll.

Die üblichen Spiegel, die mit Valproinsäure erreicht werden, liegen zwischen 50 und 120 mg/l.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Valproinsäure ist ein Medikament, das in der Schwangerschaft problematisch ist. Es ist erwiesen, dass Valproinsäure zu einer erhöhten Fehlbildungsrate bei Neugeborenen führen kann, insbesondere dann, wenn sie mit anderen Medikamenten kombiniert wird.

Besonders hervorzuheben ist hier das Risiko, eine Fehlbildung im Bereich des Rückens zu erleiden, bei der der Rückenmarkskanal nicht vollständig geschlossen ist (offenes Neuralrohr, Spina bifida). Dies kann in unterschiedlichen Ausprägungen der Fall sein, von einer kaum merklichen Veränderung, die man nicht sieht, bis hin zu schwersten Verläufen. Hierbei ist anzumerken, dass das Vorliegen dieser Fehlbildung mit einer Ultraschalluntersuchung festgestellt werden kann, so dass auch bei einer eingetretenen Schwangerschaft ohne ausreichende Vorsorge festgestellt werden kann, ob das Kind eine Fehlbildung haben wird oder nicht, so dass ggf. darauf reagiert werden kann. Das Risiko auch für andere Fehlbildungen kann erhöht sein.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Fehlbildung eintritt, ist unter anderem von der Dosis der Valproinsäure und begleitenden Medikamenten abhängig, kann aber auf mehr als das 4-fache gesteigert sein.

Daher sollte in jedem Fall vor einer Schwangerschaft eine ausführliche Beratung erfolgen und festgelegt werden, wie weiter vorgegangen werden soll.

Prinzipiell kann Valproinsäure, wenn man ausreichend lange vor einer Schwangerschaft Zeit hat, gegen ein anderes Medikament ausgetauscht werden, das weniger problematisch ist. Wenn dies nicht möglich ist, sei es, weil man eine wirksame Therapie nicht ändern will, oder weil die Zeit nicht mehr ausreicht, kann man auf jeden Fall auch noch Maßnahmen ergreifen, die die Gefahr reduzieren. Hierzu gehört, die Dosis auf die geringste mögliche Menge einzustellen, die noch zu Anfallsfreiheit führt. In einigen Studien gelten Dosen von weniger als 1000 mg/ Tag als nicht so gefährlich. Zudem kann die Einnahme der Tabletten auf mehrere Zeitpunkte pro Tag verteilt werden, so dass gleichmäßigere Blutspiegel entstehen. Dies hilft, weil man annimmt, dass Spiegelspitzen gefährlicher sind als ein gleichbleibender Spiegel.

Zudem sollten unbedingt Retardpräparate genommen werden, die durch verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs zu gleichmäßigeren Spiegeln im Blut führen. Die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) bietet wahrscheinlich einen zusätzlichen Schutz und wird daher bei Frauen, die Valproinsäure nehmen, aktuell empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Valproinsäure kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

 Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel


Das Wichtigste über Vigabatrin

Zusammenfassung:

Vigabatrin ist ein seit mehr als 10 Jahren erhältliches Mittel gegen Epilepsie und ein Mittel, das bei Herdepilepsien in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden kann sowie als einziges Medikament in Monotherapie bei Kindern mit West-Syndrom.

Vigabatrin ist nur noch als Reservemedikament in sonst ausweglosen Fällen zu betrachten, da es erhebliche Nebenwirkungen verursachen kann. Etwa 1/3 der Patienten entwickelt Gesichtsfeldausfälle, die sich nicht wieder zurückbilden.

Vigabatrin kann mit allen anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten kombiniert werdent.

Vigabatrin wird zweimal täglich eingenommen.

Vigabatrin wird durch andere Medikamente in der Wirksamkeit nahezu nicht beeinflusst, lediglich für Phenytoin wurde eine leichte Abnahme der Blutspiegel beobachtet, die aber klinisch nicht bedeutsam ist.

Die Wirkung der Antibabypille wird durch Vigabatrin nicht abgeschwächt, so dass eine andere Verhütungsmethode zusätzlich oder stattdessen nicht notwendig erscheint.

Zur Frage der Gabe in der Schwangerschaft liegen derzeit noch nicht genügend Daten vor, um eine endgültige Aussage treffen zu können. Es liegen jedoch Befunde vor, die eine erhöhte Fehlbildungsrate nahelegen. Daher gilt Vigabatrin in der Schwangerschaft als problematisch.

Unter welchem Namen ist Vigabatrin im Handel erhältlich?

Vigabatrin ist als Sabril® in Deutschland erhältlich.

Wie wirkt Vigabatrin?

Vigabatrin ist ein Medikament, das die Erregungsleitung von Nervenzellen hemmt.

Es gibt zwischen Nervenzellen verschiedene chemische Substanzen, die die Erregung von einer Zelle auf die andere übertragen. Hierbei gibt es Substanzen, die eine Erregung der nachfolgenden Zelle verstärken (z.B. Glutamat) und solche, die in nachfolgenden Zellen die Erregung hemmen (z.B. GABA). Vigabatrin verhindert den Abbau von GABA durch die Nervenzellen, so dass mehr von dieser hemmenden Substanz zwischen den Nervenzellen vorliegt. Dadurch wird die Ausbreitung von Erregungen zwischen Nervenzellen gemindert.

Welche Anfälle/Epilepsieformen lassen sich mit Vigabatrin behandeln?

Vigabatrin ist ein Medikament, das in der Behandlung herdförmiger Epilepsien eingesetzt wird. Es kann nur in Kombination mit anderen Medikamenten gegeben werden. Als Ausnahme hiervon ist das West-Syndrom zu nennen, bei dem Vigabatrin auch als einziges Medikament (Monotherapie) gegeben werden kann.

Für wen ist Vigabatrin zugelassen?

Vigabatrin ist für Patienten mit fokalen und sekundär generalisierten Anfällen als Zusatzmedikament zugelassen. Vigabatrin kann mit anderen Medikamenten gegen Epilepsie kombiniert werden. Es ist zudem als einzelnes Medikament in der Behandlung des West-Syndroms zugelassen.

Wer darf nicht mit Vigabatrin behandelt werden?

Vigabatrin darf bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Vigabatrin oder einen der Hilfsstoffe in der Tablette nicht gegeben werden. Alle Patienten sollten vor der Behandlung mit Vigabatrin eine augenärztliche Untersuchung erhalten.

Es ist wichtig zu wissen, dass Vigabatrin aufgrund der ausgeprägten und schwerwiegenden Nebenwirkungen bei ca. 30% der Patienten nur noch als Mittel der letzten Wahl betrachtet wird und nur noch nach Ausschöpfung aller anderen Therapiemöglichkeiten gegeben werden sollte.

Wie gut wirkt Vigabatrin?

Vigabatrin ist ein neues Medikament in der Epilepsie-Behandlung, daher ist die Erfahrung noch nicht so groß wie mit z.B. Valproinsäure oder Carbamazepin. Vigabatrin scheint in der Zusatzbehandlung etwa die Wirkstärke zu haben wie Carbamazepin, das ebenfalls bei Herdepilepsien gegeben werden kann.

Vigabatrin gibt es nur als Tabletten bzw. Granulat, so dass eine rasche Aufdosierung als Infusion z.B. in der Notfallsituation im Status epilepticus oder bei einer Anfallsserie nicht möglich ist.

Was sind die wichtigsten Nebenwirkungen von Vigabatrin?

Vigabatrin ist ein Medikament, das durch seine Nebenwirkungen sehr problematisch ist. Bei etwa 1/3 (je nach Untersuchung etwa 30-40%) der Patienten kommt es zu Einschränkungen des Gesichtsfeldes. Außenbereiche des Sehfeldes erblinden hierbei, so dass zu den Seiten hin das Sehvermögen abnimmt.

Diese Nebenwirkung hat dazu geführt, dass Vigabatrin trotz sehr guter Wirksamkeit und ansonsten nahezu idealen Voraussetzungen in der Epilepsie-Behandlung im Hinblick auf die Verträglichkeit mit anderen Medikamenten inzwischen nur noch bei ausweglosen Fällen eingesetzt wird.

Ian weiteren Nebenwirkungen wurden beschrieben: Müdigkeit, Verwirrung, Depression und anderen psychiatrischen Störungen. Zudem klagten Patienten über Zittrigkeit und Gleichgewichtsstörungen. Auch eine Gewichtszunahme wurde beobachtet.

Wie wird Vigabatrin aufdosiert?

Üblicherweise beginnt man bei Erwachsenen mit 1 g pro Tag und steigert wöchentlich um 0,5 g bis auf maximal 3 g pro Tag.

Kinder erhalten zunächst 40 mg/kg Körpergewicht täglich. Die endgültige Dosis richtet sich nach dem Körpergewicht.

Hierbei gelten folgende Richtlinien:

  • 10-15 kg 0,5-1 g/Tag
  • 15-30 kg 1-1,5 g/Tag
  • 30-50 kg 1,5-3 g/Tag
  • > 50 kg  2-3 g/Tag.

Welche Tagesdosen sind sinnvoll?

Wie bei den meisten Anti-Epilepsie-Medikamenten, wird auch bei Vigabatrin zunächst auf mittlere Dosisbereiche aufdosiert.

Angestrebt werden Dosisbereiche um 2 g pro Tag Erwachsenen, bei Kindern s.o. Eine Maximaldosis von über 3g/Tag sollte nicht überschritten werden.

Im Einzelfall muss diese generelle Richtlinie nach Wirkung und Nebenwirkung abgewandelt werden. Prinzipiell werden alle Antikonvulsiva bis zur Anfallsfreiheit aufdosiert oder bis zu einer Dosis, bei der Nebenwirkungen auftreten. Wenn letzteres passiert, wird die Dosis auf das zuletzt vertragene Niveau verringert. Wenn dann noch weitere Anfälle auftreten, ist eine vollständige Wirksamkeit des Medikaments nicht gegeben, so dass ein anderes Anti-Epilepsie-Mittel stattdessen oder zusätzlich gegeben werden kann oder muss.

Gibt es Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten (hauptsächlich anderen Anti-Epilepsie-Medikamenten)?

Vigabatrin verhält sich weitgehend neutral in Kombination mit anderen Medikamenten. Ein Einfluss auf andere Anti-Epilepsie-Medikamente ist nur bei Phenytoin bekannt. Dieses wird im Spiegel um ca. ¼ reduziert, was aber i.d.R. keine klinische Bedeutung hat.

Ist es sinnvoll, die Blutspiegel zu kontrollieren?

Spiegelkontrollen von Vigabatrin sind nicht notwendig.

Gibt es in der Schwangerschaft etwas zu beachten?

Schwangerschaften bei Epilepsie-Patientinnen sind generell Risikoschwangerschaften, da das Kind durch gewisse Medikamente gefährdet sein kann.

Vigabatrin ist ein Medikament, über das man in der Schwangerschaft derzeit keine sicheren Aussagen machen kann.

Es liegen aber Berichte über eine Häufung von Fehlbildungen während der Behandlung mit Vigabatrin vor, sowohl beim Menschen als auch im Tierversuch.

Daher kann derzeit keine Empfehlung gegeben werden, Vigabatrin in der Schwangerschaft anderen Medikamenten vorzuziehen. Vor Eintreten einer Schwangerschaft sollte ein Beratungsgespräch stattfinden, um zu klären, ob der Nutzen das Risiko übersteigt und Vigabatrin weiterhin gegeben werden soll. Eine Umstellung auf ein anderes Medikament ist nur möglich, wenn rechtzeitig vor einer Schwangerschaft mit der Umstellung begonnen wird.

Umstritten ist, ob die Einnahme von Folsäure (2,5-5 mg/Tag) einen zusätzlichen Schutz bietet und daher bei Frauen, die Vigabatrin nehmen, aktuell empfohlen werden sollte. Da dies jedoch möglich ist, wird es derzeit den Patientinnen empfohlen.

Vermieden werden sollte in jedem Fall - wenn dies möglich ist - die Einnahme von mehreren Medikamenten gegen Epilepsie gleichzeitig, da sie zu einer deutlichen Steigerung des Risikos führt.

Muss man sonst noch etwas beachten?

Vigabatrin kann das Reaktionsvermögen herabsetzen. Daher muss beim Führen eines Fahrzeuges (soweit dies erlaubt ist!) oder der Bedienung von Maschinen bedacht werden, dass es zu Gefahrensituationen kommen kann und entsprechend vorsichtig gehandelt werden bzw. die Tätigkeit kann bei entsprechender Nebenwirkung nicht ausgeübt werden.

Hinweis:

Die Medizin als Wissenschaft und somit auch die Epileptologie sind durch dauernden Zugewinn an Forschungsergebnissen einem ständigen Wandel unterworfen. Die genannten Daten gelten daher nur zum Zeitpunkt der Herausgabe dieser Patienteninformation. In unregelmäßigen Abständen oder dann, wenn sich Wesentliches ändert, wird diese Patienteninformation überarbeitet und als neue Version zur Verfügung gestellt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir daher nur die jeweils aktuelle Version empfehlen können. Jegliche Haftung für die hier veröffentlichten Informationen wird abgelehnt.

Die hier dargelegten Informationen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Trotzdem kann es zu Fehlern kommen, die sich z.B. aus Schreib- oder Übertragungsfehlern ergeben. Daher wird jeder Benutzer aufgefordert, sich im Zweifel andere Literatur zusätzlich zu besorgen und Angaben zu überprüfen.

Zusätzliche Informationen bietet die Packungsbeilage des Medikaments. Zudem können Sie Ihren behandelnden Arzt oder den Apotheker fragen.

Herausgeber: Prof. Dr. A. Hufnagel



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